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Migration als Gottes Weg mit uns

Vom 21. bis 23. November 2017 fand in Herrenberg der erste Teil der im Rahmen des Rut-Projektes stattfindenden Fortbildungsveranstaltung „Migration als Gottes Weg mit uns. Christsein neu lernen im Kontakt mit Migranten und Flüchtlingen“ statt.

Geleitet wurde die Tagung von Tobias Keßler, Claudia Hofrichter (Diözese Rottenburg-Stuttgart) und Manuel Rogers (Diözese Freiburg). Die Gruppe von 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war sehr heterogen, unter ihnen waren neben einer Ehrenamtlichen zahlreiche hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Flüchtlingsarbeit und -seelsorge sowie aus der Gemeindepastoral, Priester und Ordensleute aus den Gemeinden anderer Muttersprache sowie ausländische Priester, die je eine deutsche Territorialgemeinde bzw. Seelsorgeeinheit leiten. Die Mehrheit der Kursbesucherinnen und -besucher kam aus den Diözesen Rottenburg-Stuttgart und Freiburg, andere aus dem Bistum Limburg. Auch eine Teilnehmerin aus der Schweiz (Solothurn) war dabei. Die intensive Arbeit in Kleingruppen beförderte den Austausch untereinander und ermöglichte neben der Vernetzung eine wechselseitige Bereicherung.
Ausgehend von einer neuen Interpretation der biblischen Erzählung des Turmbaus zu Babel, wonach das Eingreifen Gottes nur für die Bauherren eine Strafe bedeutet, für die Unterdrückten jedoch Befreiung und Rettung, beschäftigte sich die Fortbildung in diesem ersten von drei Blöcken intensiv mit der Integrationsdebatte. Dabei kamen analytische Gesichtspunkte ebenso zum Tragen wie normative Perspektiven. In diesem Zusammenhang wurde eine Diskrepanz ersichtlich zwischen den modernen Werten der Freiheit und Gleichheit, die das Ideal der Integration verkörpern und im Diskurs versprochen werden, und der tatsächlichen Umsetzung, die weit hinter dem Ideal zurückbleibt. Die Erklärung für diese Diskrepanz findet sich zum einen in der typischen Selbstreferenz moderner Organisationen, die sich mit Fragen der Integration beschäftigen und das „Integrationsproblem“ eben aus diesem Grund gar nicht lösen dürfen, um sich nicht selbst den Boden unter den Füßen zu entziehen; zum anderen erklärt sie sich aus einem spezifischen Problem der Politik im Umgang mit internationaler Migration. So zählen Freiheit und Gleichheit zu den verbindlichen Vorgaben rechtsstaatlich verfasster Demokratien, zugleich aber ist deren Politik von einem Interesse an Zuwanderungsbegrenzung geleitet, bei der es vornehmlich darum geht, die Kosten des Sozialstaates „in Grenzen zu halten“. Wesentlich für die politischen Entscheidungen sind hierbei nicht allein die Fakten, sondern vor allem deren jeweilige Inszenierung. Am Abend des ersten Veranstaltungstages wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern anhand eines Films und eines Erlebnisberichts das Projekt „Brot & Rosen“ vorgestellt. Zudem wurden die Hürden in den Schutzraum der EU thematisiert.

 

Der nächste Vormittag war der Thematik der Interkulturalität gewidmet. In diesem Rahmen wurden verschiedene Methoden vorgestellt und umgesetzt, um den Kursbesucherinnen und -besuchern auf diese Weise Instrumente an die Hand zu geben, die sie dann ihrerseits in der Arbeit mit Gruppen anwenden können, um etwa die Wahrnehmung von Unterschieden zu fördern und darüber ins Gespräch zu kommen. Am Nachmittag beschäftigte sich die Fortbildung erneut mit der Thematik der Integration, diesmal jedoch aus psychologischer Perspektive. Hier ging es nicht um die Frage der Integration des Individuums in die Gesellschaft oder in einzelne Bereiche derselben, sondern um die Integration verschiedener kultureller Elemente und Deutungen in ein und derselben Person. Dieser Prozess braucht Zeit und bedarf zahlreicher Aushandlungen des Einzelnen mit seiner sozialen Umwelt. Zu Beginn der Zuwanderung durchlaufen die Migrierenden in der Regel eine Phase, die der Psychotherapeut Wielant Machleidt als „kulturelle Obdachlosigkeit“ bezeichnet. Die Aufnahmegesellschaft hätte hier eine wichtige Rolle im Sinne „guter Elternschaft“ bzw. einer angemessenen Begleitung ohne Vereinnahmung. Leider verkennt sie diese Rolle häufig, so dass nur noch der Weg zum Therapeuten bleibt. Der Abend des zweiten Tages war einem Spiel gewidmet, das die vorausgegangenen Inhalte auf sympathische Weise noch einmal aufgriff.

 

Der letzte Vormittag der Veranstaltung beschäftigte sich mit verschiedenen Kapiteln aus dem Buch von Michael Gmelch: Refugees welcome. Die Herausforderung für die Kirchengemeinden in Deutschland, Würzburg 2016. Der Nachmittag diente der Integration der Inhalte, der Aufgabenverteilung bis zum nächsten Termin im Februar sowie der Auswertung, die sehr positiv ausfiel.

 

Den Tagungsflyer finden Sie hier.

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    Tobias Keßler

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