Die Bertelsmann Stiftung hat vergangene Woche den „Globalisierungsreport 2014“ präsentiert. Die wissenschaftliche Studie zeigt, dass hauptsächlich die Industrienationen in den letzten zwanzig Jahren von den Effekten der Globalisierung profitiert haben. Während dort der Wohlstand gestiegen ist, konnten Schwellenländer vergleichsweise wenig profitieren.
Ein wichtiger Indikator ist hierbei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, das den materiellen Wohlstand in einem Land erfassen soll. In den Top-20-Industrieländern stieg das BIP pro Kopf durchschnittlich um ca. 1.000 Euro jährlich, während es in Schwellenländern wie Mexiko, China oder Indien um weniger als 100 Euro je Einwohner wuchs. Den fragwürdigen Titel des „Globalisierungsweltmeisters“ erhält in der Studie Finnland, das die höchsten Einkommensgewinne je Einwohner durch die zunehmenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verflechtungen verbuchen kann. Deutschland liegt gemeinsam mit vielen kleinen europäischen Staaten im ersten Drittel des Rankings und gehört ebenfalls zu den Gewinnern der Globalisierung. Die großen Schwellenländer nehmen dagegen ausschließlich Plätze am Schluss der Rangliste ein.
Offensichtlich hat die Globalisierung in dieser Dynamik bislang anstatt zu einer Annäherung des Wohlstands zwischen Industrie- und Schwellenländern zu einer größeren Kluft geführt. „Wir müssen erkennen, dass die Globalisierung die Schere zwischen Arm und Reich eher noch weiter öffnet“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Aart De Geus.
So bedenkenswert die Studienergebnisse angesicht des Konzeptes der „Gerechtigkeit in der einen Welt“ (Pogge) bereits sind – in der Bertelsmann-Studie wurden nicht einmal die Auswirkungen der Globalisierung für die sog. Entwicklungsländer berücksichtigt.
Roman Beck
Quellen:
http://weltkirche.katholisch.de/de/weltkirche/aktuelles/20140325_studie_bertelsmann_globalisierung.php
http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-A6C869CD-B0406E72/bst/xcms_bst_dms_39570_39571_2.pdf