Dalit-Theologen zu Gast im IWM

12. Oktober 2010

©IWM

Am 22. September waren Pater T. K. John SJ und Professor James Massey vom Center for Dalit/ Subaltern Studies in Delhi am IWM zu Gast. Das Zentrum wurde im September 2001 in ökumenischer Trägerschaft gegründet, um den Kampf der Unberührbaren in Indien gegen die Kastendiskriminierung durch theologische und soziologische Reflexion zu unterstützen. Dalit ist eine Bezeichnung, welche sich die Unberührbaren in Indien selbst gegeben haben.

 

Sie verweist auf den gebrochenen, unterdrückten und ausgegrenzten Menschen. Etwa 20 Prozent der indischen Bevölkerung, also etwa 240 Millionen Menschen, werden zu den Dalits gezählt. Unter den etwa 24 Millionen indischen Christen sind 16 Millionen Dalits.

Die Inspiration für das Zentrum kam für James Massey aus der Begegnung mit befreiungstheologischen Bewegungen in anderen Ländern. Er betont jedoch, dass trotz der wichtigen Impulse, die von der Befreiungstheologie kommen, Dalit-Theologie in eigener Weise auf den indischen Kontext antworten muss. Im Gegensatz zur Befreiung der Armen beispielsweise in Lateinamerika reichen im Kampf gegen die Kastendiskriminierung ökonomische oder sozio-politische Veränderungen nicht aus. Es braucht einen Wandel in den Grundideen des gesellschaftlichen Zusammenlebens, die den Dalits das volle Menschsein absprechen. Da das Kastensystem durch bestimmte Traditionen im Hinduismus religiös legitimiert wird, kann der Kampf auch nicht ausschließlich politischen oder gesellschaftlichen Kräften überlassen werden. In diesem Zusammenhang weist der Jesuit T. K. John darauf hin, dass das Schicksal der Dalits auch im interreligiösen Dialog nicht ausgeklammert werden darf.
Ein Meilenstein in der Stärkung des Selbstbewusstseins der Dalits, die auch innerhalb der Kirchen unter Benachteiligung und Ausgrenzung zu leiden haben, ist ein Bibelkommentar auf der Grundlage ihrer Erfahrungen. James Massey und T. K. John wollten es sich nicht nehmen lassen, die ersten Bände den Unterstützern des Dalit-Zentrums in Deutschland und den Niederlanden persönlich zu überreichen.