Am 30. September bekam das IWM Besuch von Dayabai, einer bekannten indischen Menschenrechtlerin, die seit nunmehr 30 Jahren das Leben der Gond – eines der indischen Stammesvölker – in einem abgelegenen Dorf in Madhya Pradesh im Norden Indiens teilt. Mercy Mathew, so ihr ursprünglicher Name, unterscheidet sich äußerlich durch nichts von den Einheimischen und wird auch von ihnen als eine Frau aus ihren Reihen betrachtet. Aus ihrem tiefen Glauben an Jesus Christus heraus lebt sie das Leben der Armen. Sie unterscheidet sich von ihnen durch ihre Bildung, ihr selbstbewusstes Auftreten als Frau, ihren Einsatz für die Rechte dieser Menschen.
Ihre Art zu leben und das Leben der Menschen zu teilen ist das Ergebnis einer jahrelangen inneren und äußeren Suche mit zahlreichen Schwierigkeiten und Niederlagen. Dayabai hält nicht viel von NGOs, Projektarbeit und professionellen Problemlösungsstrategien, die sie aus ihrem persönlichem Engagement kennt. „Bei den Projekten steht das jeweilige Ziel im Mittelpunkt, nicht der Mensch an sich“. Dayabais Anliegen ist es, wie Jesus das Leben der Menschen zu teilen und ihnen auf diese Weise ihre Würde zurückzugeben und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Kein Wunder, dass ihre Arbeit auch behördlicherseits auf Widerstand stößt und sie wiederholt Opfer polizeilicher Übergriffe wurde. Ihre Lebensweise und ihre Botschaft stehen aber auch quer zur konventionellen Missions- und Entwicklungsarbeit der Kirche. Tatsächlich wird ihr Engagement häufig auch von Seiten kirchlicher Würdenträger mit Argwohn betrachtet und z.T. regelrecht behindert. Das alles hält Dayabai nicht davon zurück, mutig und im Vertrauen auf Gottes Hilfe unbeirrt ihren Weg an der Seite der Armen zu gehen.
Von: Tobias Keßler