Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Zuge der Ebola-Viruserkrankungen in Westafrika zum dritten Mal in ihrer Geschichte einen internationalen Gesundheitsnotfall ausgerufen. Damit ist die WHO berechtigt, völkerrechtlich bindende Vorschriften zu erlassen, die der Eindämmung von Ebola nutzen sollen. Diese Maßnahmen umfassen u.a. die Ausrufung von nationalen Notständen in den betroffenen Ländern, die Bündelung materieller und personeller Ressourcen zur Virusbekämpfung, Quarantänegebiete und verschärfte Kontrollen an Flughäfen, Häfen und Grenzübergängen. Mit dieser Maßnahme reagierte die WHO bereits im August auf die dramatische Entwicklung in Westafrika.
Trotz dieser Maßnahme und der weltweiten Unterstützung (die freilich zu spät und zu schleppend begann) können Ärzte noch keine Entwarnung geben. Die Epidemie konnte bisher nicht erfolgreich eingedämmt werden. Nach den aktuellen Zahlen der WHO sind folgende Länder in Westafrika betroffen: Guinea, Liberia, Sierra Leone, Nigeria, Senegal. Zusätzlich ist die Krankheit auch in Demokratischen Republik Kongo in Zentralafrika ausgebrochen. Insgesamt zählt man bisher 6644 (Verdachts-)Fälle von Ebola und 3133 Todesfälle in Folge der Viruserkrankung. Am stärksten betroffen sind dabei die Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone, die bisher alleine 6553 (Verdachts-)Fälle melden und 3083 Tote zu beklagen haben.
Sicher ist Ebola primär ein medizinisches Problem und die Weltgemeinschaft ist aufgerufen medizinische Nothilfe zu leisten. Eindrucksvoll ist dabei die Liste der (Hilfs-)Organisationen, die sich im Kampf gegen Ebola engagieren: Ärzte ohne Grenzen, das Missionsärztliche Institut Würzburg, das Deutsche Institut für ärztliche Mission, Caritas international und noch viele mehr. Aber die Erfahrung der Ärztinnen, Ärzte und des Hilfspersonals vor Ort zeigt deutlich, dass eine Eindämmung der Viruserkrankung nicht allein durch medizinisches Material gewährleistet werden kann.
(Quelle: unicef)
Viele Menschen misstrauen den westlichen Ärzten und suchen Heilung bei traditionellen Heilerinnen und Heilern. Nicht selten kommt es deshalb vor, dass Familien infizierte Angehörige verstecken, um sie traditionell behandeln zu lassen oder sie aus Krankenhäusern wieder mitnehmen. Ein effektives Gesundheitsengagement muss daher auch den Kontakt zu traditionellen Heilerinnen und Heilern in der Region suchen und versuchen mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sie müssen über die Krankheit aufgeklärt werden und überzeugt werden, dass eine Isolation der Kranken der momentan beste Weg ist, die Krankheit zu besiegen.
Auch die Kirchen müssen zur Zeit ihre Praxis überdenken. So wird in Gottesdiensten aktuell auf das Handgeben zum Friedensgruß verzichtet. Gravierender sind aber die Folgen für die dortigen Beerdigungspraxen. So haben die Kirchen das dortige Ritual der Beerdigung an die besonderen Gegebenheiten angepasst. Auf rituelle Körperwaschungen und Berührungen der Toten muss gänzlich verzichtet werden, z.T. rufen die Kirchen auch dazu aus, Beerdigungen aufgrund der enormen Ansteckungsgefahr ganz zu meiden.
Um Ebola eindämmen zu können sind also vielschichtige Maßnahmen notwendig, die ineinandergreifen müssen. Neben der medizinischen Versorgung und der Bereitstellung dafür notwendiger Ressourcen, gehören vertrauensbildende Maßnahmen zu der Bevölkerung und den traditionellen Heilerinnen und Heilern dazu ebenso wie die Anpassung religiöser Riten, um Ansteckungen zu minimieren.
Markus Patenge
Quellen und weiterführende Informationen: Deutsche Welle: Traditionelle Heiler im Kampf gegen Ebola Radio Vatikan: Ansteckungsgefahr für Ebola auch in der Kirche Interview mit der Dr. Gisela Schneider (Direktorin des Deutschen Instituts für ärztliche Mission)