Methoden Interkultureller Theologie

Workshop am IWM

14. Dezember 2015

Von 10. bis 12. Dezember fand am IWM ein ökumenischer Workshop zu „Methoden Interkultureller Theologie“ statt. Die Veranstaltung wurde vom Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg, dem Zentrum Theologie interkulturell und Studium der Religionen der Universität Salzburg und dem IWM gemeinsam vorbereitet. Ziel war es, mit dem Format eine Plattform zu schaffen, auf der sich verschiedene deutschsprachige Vertreter und Vertreterinnen des Faches über die zu verwendenden Methoden verständigen konnten.

Das Fach „Interkulturelle Theologie“ bewegt sich als noch verhältnismäßig junge Disziplin an der Schnittstelle von Religions-, Sozial- und Kulturwissenschaften, (interkultureller) Philosophie und (systematischer) Theologie. In den letzten Jahren wurden vielfältige innovative Ansätze entwickelt mit zum Teil sehr unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Frage nach den Methoden ist dabei weitgehend offen geblieben. Deswegen wandte sich der Workshop in besonderer Weise diesem Thema zu.

Vertreter und Vertreterinnnen aus Wien, Linz, Münster, Jerusalem, New Orleans, Hamburg, Erlangen, und Frankfurt stellten dazu in Impulseinheiten ihren jeweiligen methodischen Zugänge zur Interkulturelle Theologie vor und diskutierten während der drei Tage insbesondere über folgende Fragen:

– Wie ist Interkulturelle Theologie zu betreiben?
– Welches wissenschaftstheoretische Profil entwickelt die Interkulturelle Theologie?
– An welchen theologischen, philosophischen, religions-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskursen orientiert sich die Interkulturelle Theologie?
– Wie findet Interkulturelle Theologie ihre Balance im Spannungsfeld von normativen und deskriptiven Ansprüchen und Vorgehensweisen?
– Wie definiert sich die Interkulturelle Theologie gegenüber den traditionellen Disziplinen der Missions- und Ökumenewissenschaften?

Ergänzt wurden die Impulseinheiten durch zwei methodologische Referate aus der „Außenperspektive“. Evangelos Karagiannis vom Fakultätszentrum für Methoden der Sozialwissenschaften präsentierte Geschichte, Perspektiven und Herausforderungen eines „ethnographischen Zugangs“, der auch für viele Forschungen im Bereich der Interkulturellen Theologie von hoher Relevanz ist. Ansgar Kreuzer von der Katholischen Privatuniversität in Linz stellte eine allgemeine „Methodologische Skizze theologischer Zeitgenossenschaft“ vor und formulierte daraus einige Konsequenzen, die sich auch auf das theologischen Arbeiten innerhalb der Interkulturellen Theologie beziehen lassen.

Die ausführlichen Diskussionseinheiten eröffneten Raum für eine intensive, bisweilen auch kontrovers geführten Auseinandersetzung um die verschiedenen Zugänge und Methoden. Deutlich brachte sich darin auch die unterschiedlichen Verständnisse der Interkulturellen Theologie als Disziplin zum Ausdruck. So wurden nicht nur Unterschiede zwischen evangelischen und katholischen Formen Interkultureller Theologie deutlich, sondern auch Differenzen, die sich aus unterschiedlichen Bezugsdisziplinen, philosophischen Grundannahmen sowie der stärkeren Betonung einer deskriptiv-analytischen oder einer ethisch-normativen Dimension ergeben. Bei aller Unterschiedlichkeit wurden jedoch auch mögliche Anknüpfungspunkte zwischen den verschiedenen Ansätzen sowie gemeinsame Grundanliegen deutlich. Postkoloniale Zugänge und an befreiungstheologischen Motiven orientierte Ansätze verbindet etwa ein gemeinsames Interesse an der gesellschaftskritischen Dimension Interkultureller Theologie. Allen Ansätzen gemeinsam ist ein grundlegendes Interesse an Dialog und Verständigung, mit der sie Formen identitärer Verfestigung und Fundamentalisierung aufzubrechen versuchen. Die Wege und Methoden durch die dies versucht wird, sind allerdings verschieden.

Dass die Heterogenität methodischer Ansätze und Auffassungsweisen von Interkulturellen Theologie deren Einheit als Disziplin nicht bedroht, zeigte sich in der Intensität der Diskussionen des Workshops. Darin wurde deutlich, dass die Interkulturelle Theologie – wenn auch auch vielleicht noch keine hinreichende Klarheit über den inneren Zusammenhang der verschiedenen Methoden und Ansätze erreicht sein mag – zumindest eines ist: ein lebhafter Diskurszusammenhang.

 

Sebastian Pittl