Evangelisierung, verstanden als Bekehrung von Hindus, um die Zahl der Katholiken zu steigern, kann nicht mehr aufrecht erhalten werden. Zu diesem Schluss kommt Fr. Sebastian Elavathingal, der seit zwölf Jahren für die Ausbildung junger Missionare in Bhopal/Indien verantwortlich ist. Er ist dort Leiter des Regionaltheologats der Karmeliten von der Unbefleckten Empfängis Samanvaya.
Im Gespräch mit einem Mitarbeiter des IWM erläutert er sein Anliegen. Die interreligiöse Situation in Nordindien erfordert ein Umdenken im Missionsverständnis: Zum einen, weil Missionare und Missionarinnen aufgrund der zunehmenden Politisierung des Hinduismus bedroht werden und jede kirchliche Aktivität, die auf Bekehrung zielt, zu Spannungen zwischen den Religionen führt. Zum anderen, da auch theologisch die Sichtweise von der anderen Religion als Konkurrentin nicht mehr vertretbar ist. Dennoch möchte er den Missionsgedanken nicht aufgeben. Mission bedeutet in seinen Augen das Wirken des Heiligen Geistes auch außerhalb der Kirche zu entdecken und davon Zeugnis zu geben. Vor allem wo friedliches Zusammenleben und Solidarität wächst, ist der Geist Jesu präsent.
Oftmals sind Angehörige anderer Religionen von der biblischen Botschaft fasziniert und bekennen, dass die Begegnung mit Jesus Christus ihr Leben verändert hat. Doch den Schritt zur Taufe wagen sie dennoch nicht, denn damit wäre automatisch die gesellschaftliche Ausgrenzung verbunden. Die Möglichkeit das Evangelium in dieser Situation zu verkünden, darf nicht durch ein enges Verständnis von Mission aufs Spiel gesetzt werden, so Fr. Sebastian.
Von: Markus Luber SJ