§ 323c Strafgesetzbuch
(28. Abschnitt – Gemeingefährliche Straftaten)
Bildquelle: PIER 53
„Triton“ vs. „Mare Nostrum“
Der Missionsbegriff kennt neben seinen kirchlichen Ausprägungen auch säkulare Bedeutungen und ist in diesem Kontext erstaunlich positiv belegt. Im Rahmen eines Auftrags von einer „Sendung“ oder einer „Mission“ zu sprechen, verleiht der bezeichneten Sache einen besonderen Rang. Gesteigert wird diese symbolische Aufwertung weiter dadurch, dass solche Missionen häufig einen Eigennamen erhalten. Zwei solcher Missionen bestimmen dieser Tage die Schlagzeilen: Das Ende der italienischen Marineoperation „Mare Nostrum“, die seit Oktober 2013 über 100.000 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet hat, und der Beginn der nach einem Meeresgott der griechischen Mythologie benannten europäischen Frontex-Mission „Triton“, deren Aktionsraum deutlich eingeschränkter ist und die vor allem der Sicherung der europäischen Außengrenzen dient. Für Seenotrettungseinsätze habe die Agentur laut Bundesinnenministerium weder ein Mandat noch die notwendigen Ressourcen. Menschenrechtsorganisationen befürchten zurecht einen erneuten Anstieg der Opferzahlen. Der Umstand, dass wir den Tod tausender Menschen in Kauf nehmen, die aus Verzweiflung ihr Leben aufs Spiel setzen, ist mehr als beschämend. Er zeigt, dass wir in einer Welt leben, die das Teilen verlernt hat.
Nicht weniger schockierend ist die Nachricht von den jüngst bekannt gewordenen Misshandlungen von Asylbewerbern in deutschen Flüchtlingsheimen, die von den zuständigen Sicherheitsdiensten offensichtlich als rechtsfreie Räume betrachtet werden. Von vielgepriesener deutscher Professionalität und Bildung keine Spur.
„Willkommen auf Deutsch“
Gott sei Dank gibt es auch Gegenbeispiele. Zahlreiche Menschen gehen auch hierzulande auf die Straße und solidarisieren sich mit Flüchtlingen und Asylbewerbern, kirchliche und nicht-kirchliche Einrichtungen erklären sich bereit, Flüchtlinge in den eigenen Räumlichkeiten aufzunehmen. Sie helfen damit nicht nur konkreten Personen, sondern setzen zugleich wichtige Signale weltweiter Solidarität, die mögliche Ängste und Barrieren mit Mut und Kreativität überwindet.
Ein ganz anderer Ansatz der Sensibilisierung wurde mit dem ca. 90-minütigen Dokumentarfilm „Willkommen auf Deutsch“ von PIER 53 vorgelegt. Am angegebenen Link wird der Streifen wie folgt präsentiert:
„Seit sechs Jahren steigen die Asylbewerberzahlen in Deutschland wieder an. Noch sind sie weit vom Niveau der frühen 90er Jahre entfernt, als 400.000 Flüchtlinge pro Jahr kamen. Doch mit den Nachrichten über ertrunkene Flüchtlinge vor Lampedusa und den Bildern wütender Anwohner in Berlin-Hellersdorf erlangte das Thema Mitte des vergangenen Jahres bundesweit eine neue Präsenz. Schlimmer noch: Es macht vielen Bürgern Angst.Der 89-minütige Dokumentarfilm ‚Willkommen auf Deutsch‘ setzt bei genau diesen Menschen an, bei ihren Sorgen und Vorurteilen. Nicht in Berlin-Hellersdorf, sondern in der bürgerlichen Mitte Westdeutschlands: im Landkreis Harburg, der sich zwischen der Lüneburger Heide und Hamburg erstreckt. 240.000 Einwohner und nur fünf Prozent Arbeitslosigkeit; ein Stück Deutschland, in dem die Welt noch in Ordnung scheint.
[…]
Die PIER 53-Produktion ‚Willkommen auf Deutsch‘ läuft ab dem Herbst 2014 bei Filmfestivals in Deutschland und im europäischen Ausland und ist danach bundesweit in Programmkinos zu sehen.“
Mit Blick auf den Missionsbegriff ist es jedenfalls höchste Zeit, ihn durch entsprechendes Handeln aufzuwerten, anstatt ihn in umgekehrter Logik dazu zu missbrauchen, dem eigenen Tun den Anschein von Würde und Rechtmäßigkeit zu verleihen und damit die gesetzlich per se zu ahnende unterlassene Hilfeleistung zu kaschieren.
Tobias Keßler
Quellen: sueddeutsche.de / swr.de / focus.de / drs.de / br.de / pier53.de / weltkirche.bistumlimburg.de
Zur Thematik vgl. außerdem: de.radiovaticana.va