Gespräch mit Micha Brumlik

19. Januar 2012

©IWM

Am 17. Januar kam der jüdische Intellektuelle und Professor für Erziehungswissen­schaft Micha Brumlik auf Einladung des IWM nach Sankt Georgen, um mit Studierenden und Lehrenden über die Rolle der Mission im Judentum ins Gespräch zu kommen. rumlik gab einen differenzier­ten religionsgeschichtlichen Überblick, in dem er etwa die in den Makkabäerbüchern beschriebene Zwangsmissionierung der Idumäer oder die haushaltsbezogene Mission von Familienmitgliedern und Sklaven in der Antike als seltene Beispiele einer „missionarisch aktivistischen“ Tätigkeit des Judentums anführte.

Trotz seines universalistischen Anspruchs, der etwa in der jüdischen Liturgie zum Ausdruck gebracht wird, halte das Judentum nämlich nichts aktiven Werbeversuchen gegenüber Nicht-Juden. Eine Möglichkeit zur Konversion ins Judentum bestehe zwar, doch sei die Möglichkeit zum Übertritt eher „hochschwellig“. Formen der „inneren Mission“ seien jedoch auch im Judentum verbreitet, wobei Brumlik explizit auf die Lubawitsch-Bewegung und den deutsch-amerikanischen Rabbi Alexander Schindler als zeitgenössische Beispiele verwies.
In dem spannenden und offen geführten Gespräch wurden u.a. das Verhältnis von Partikularismus und eschatologisch universalem Anspruch des Judentums, die Rolle der Religion als Ethik sowie die unterschiedlichen christlichen und jüdischen Perspektiven auf die Person des Paulus diskutiert. Klar wurde bei diesem in vielerlei Hinsicht anregenden Gespräch, in welch hohem Maß das Judentum durch seine innere Heterogenität geprägt ist.

Von: Simon Neubert