Missionsprofil von Papst Franziskus

02. April 2013
Wir, Volk und Hirten, sind Werkzeug des Heiligen Geistes („Pueblo y pastores […] somos instrumento del Espíritu Santo“). Jorge Mario Kardinal Bergoglio predigte diesen Satz während der 5. Vollversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe im brasilianischen Aparecida (vgl.).

Dieser Gedanke führt die Missionswissenschaft zu ersten Überlegungen, welches Profil Papst Franziskus im Bereich der Mission zeigen wird. Aus Bergoglios Sicht kommt dem Heiligen Geist der wichtigste Part im Missionsgeschehen zu. Er öffnet zwei Wege: Der erste führt die Kirche „zum Mysterium Gottes“ (ebd.). Er befreit sie vor der Gefahr, sich selbstverherrlichend in den Mittelpunkt zu stellen, eine auto-referentielle Kirche zu sein. Der zweite Weg bringt sie an den Rand der Gesellschaft, zu den Nöten der Menschen und zu den Armen. Er führt zu allen existentiellen Peripherien (vgl. ebd). Papst Franziskus wünscht sich „eine arme Kirche für die Armen“.

Eine Kirche, die sich vom Geist führen lässt, dürfe nicht vergessen, „dass Gott sein Volk mit dem Herzen eines Vaters führt“, erklärte Kardinal Bergoglio in einem Interview. Er betonte, heute sei neben Barmherzigkeit apostolischer Mut in der Kirche notwendig: „Apostolischer Mut bedeutet (…) die Schönheit des Evangeliums [zu] geben (…) und zu[zu]lassen, dass der Heilige Geist den Rest macht“ (ebd.). Die Seele ist für Bergoglio „wie eine Art Segelboot, und der Heilige Geist [ist] der Wind“ (ebd.). Weil der Geist wie der Wind sei, müsse man die Tür offen lassen. Für den argentinischen Kardinal gilt es „den Herrn sprechen [zu] lassen (…) in einer Welt, deren Interesse wir nicht mit von uns gesprochenen Worten wecken können“ (ebd.).

Ein weiterer Ansatz missionswissenschaftlicher Hermeneutik zeigt sich ebenfalls in Aparecida: Als Bergoglio den Vorsitz des Komitees zur Abfassung des Schlussdokuments der Vollversammlung inne hatte, galt für ihn vor allem eines: „alles anzunehmen, was von der Basis kam, vom Volk Gottes“ (ebd.). Das sei für ihn die Richtlinie der lateinamerikanischen Bischöfe gewesen. Aparecida bezeichnete er als Evangelii nuntiandi Lateinamerikas (vgl. ebd). Das Dokument sei missionarische Hefe (vgl. CEA) und mache eines klar: Glauben impliziert das Hinausgehen. Das bedeute, „aus dem Garten seiner eigenen Überzeugungen hinauszugehen, die unüberwindbar werden, wenn sie sich als Hindernis entpuppen und den Horizont verschließen, der Gott ist“ (Interview). Ganz ähnlich formulierte es Papst Franziskus bei seiner ersten Predigt vor den versammelten Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle.

Mission ist auch Kommunikation. Für Bergoglio besteht die eine Aufgabe darin, „die Sprachen zu verstehen, die sich entwickeln und die total anders sind“ (CEA). Die andere Herausforderung sei die Art und Weise, die eigene Botschaft zu vermitteln. Als Jorge Mario Bergoglio sein Amt als Vorsitzender der Argentinischen Bischofskonferenz 2011 beendete hob er dies in einem Interview hervor: „Die kirchlichen Institutionen vertragen sich mehr mit der Kategorie ‘Wahrheit‘ und nicht so sehr mit jener der ‘Güte‘ und der ‘Schönheit‘. Die Kommunikation beinhaltet die drei Kategorien. Sich mitzuteilen setzt voraus, dass das, was man als wahr versteht, gütig und schön sagt. Die drei Kategorien gehören zusammen. (…) Die Schönheit in der Botschaft, in der Vermittlung, im Leben selbst, in der Wahrnehmung der Dinge. Die Dinge sind wahr, gut und schön. Und wenn etwas in der Kommunikation fehlt, dann fehlt ein bisschen von jedem dieser drei. Eine Wahrheit, die nicht gut ist, ist am Schluss eine unwahre Güte. Dasselbe gilt für die Schönheit. Wir müssen uns Mühe machen, damit diese Erkenntnis reift und sich entwickelt“ (ebd. Übersetzung JGS). Ähnlich formulierte es Papst Franziskus bei seiner ersten Zusammenkunft mit Vertretern und Vertreterinnen der Medien (vgl.).

Von: Jorge Gallegos Sánchez