„Migranten und Flüchtlinge sind keine Figuren auf dem Schachbrett der Menschheit“

Die Migrationskommission der spanischen Bischofskonferenz hat mit Blick auf die hundertste Feier des Welttags des Migranten und Flüchtlings am 19. Januar 2014 ein Schreiben herausgegeben, das an Franziskus Besuch auf Lampdusa und an die päpstliche Botschaft „Migranten und Flüchtlinge: unterwegs zu einer besseren Welt“ anknüpft und diese Appelle auf die Situation in Spanien bezieht. „In einer reichen Welt, die sich abschirmt und den Armen den Zutritt verweigert, braucht man statt den ‚Zäunen‘ Solidarität, Aufnahmebereitschaft, Geschwisterlichkeit und Verständnis“.

© Tobias Keßler

Das Papier beklagt die Logik des Egoismus, die dem Aufbau eines „globalen Dorfes“, das von Solidarität geprägt ist, entgegensteht. Die spanischen Bischöfe leugnen keineswegs die Komplexität des Migrationsphänomens, noch geht es ihnen darum, das Recht der Staaten auf Kontrolle zu untergraben. Sie beharren jedoch darauf, dass es mit Kontrollmaßnahmen allein nicht getan ist und werben für „eine möglichst großzügige Handhabung“ und für „ein Engagement der entwickelten Länder zugunsten der armen Länder“.

Darüber hinaus prangert die Kommission die neuen Formen der Sklaverei an, die besonders häufig im Zusammenhang mit Migration auftreten. Sie verweisen auf die großen Verdienste der Einwanderer am Wohlstand der Gesellschaft. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit drohe jedoch ein Stimmungsumschwung bei den Einheimischen, der alte Vorurteile und xenophobe Erscheinungen wieder aufleben lasse.

Mit einem Blick in den binnenkirchlichen Bereich heben die Bischöfe die Bedeutung der Zuwanderung für die neue Evangelisierung hervor. Abschließend formulieren sie unter der Überschrift „Wege der Communio“ mehrere Desiderate für Gesellschaft und Kirche, wie z.B. die Einrichtung interkultureller Gruppen in den Pfarreien oder das internationale Engagement für die Förderung der Entwicklung in den Herkunftsländern der Zuwanderer. Mit Franziskus unterstreichen sie, dass die „Migranten und Flüchtlinge […] keine Figuren auf dem Schachbrett der Menschheit“ sind.

Tobias Keßler

Übersetzungen der Zitate aus dem Spanischen: TK