Konferenz zur Pfingstbewegung in Nigeria

22. November 2016

Knapp dreißig Bischöfe, fast doppelt so viele Priester und 15 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Afrika, Europa und den USA kamen vom 14. bis 17. November 2016 in Abuja, Nigeria, zusammen, um die Situation der römisch-katholischen Kirche im Kontext der rasant wachsenden Pfingstbewegung in Nigeria zu diskutieren.

Thema der internationalen, interkonfessionellen und interdisziplinären Konferenz waren die Herausforderungen, vor die sich die römisch-katholische Kirche angesichts einer zunehmenden Pentekostalisierung des Christentums in Nigeria gestellt sieht. Neben Vertretern verschiedener protestantischer Kirchen waren dafür auch pfingstliche Theologen eingeladen worden. Die verschiedenen Beiträge der Konferenz beschäftigten sich mit dem spezifischen Kontext Nigerias, Fragen von Gesundheit und Heilung, Bibelexegese und Hermeneutik, Wohlstand und Armut, Evangelisierung und (neue) Medien, sowie Evangelisierung und Mission.

Im abschließenden Bericht der Bischöfe brachten die Anwesenden das rasante Wachstum vor allem neo-pentekostaler und charismatischer Gemeinschaften in Nigeria mit dem Problem der extremen Armut weiter Bevölkerungsteile, einer unzureichenden Gesundheitsversorgung und politischer Instabilität in Verbindung. Nachdem man diesen Gemeinschaften zunächst mit Ablehnung begegnet wäre, möchte man sich heute als Dialogpartner verstanden wissen. Angesichts einer wachsenden Anzahl charismatischer Gemeinschaften auch innerhalb der eigenen Reihen betonten die Anwesenden die zentrale Rolle eines ökumenischen Dialogs ebenso wie die Notwendigkeit einer besseren pfingstlich-charismatischen Grundbildung innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Nigeria. Als mögliche Wege hin zu einer solchen pfingstlich-charismatischen Grundbildung schlugen die Anwesenden die Integration von Lehreinheiten zu pfingstlich-charismatischen Themen in den Priesterseminaren sowie die Weiterführung und Vertiefung der auf der Konferenz begonnenen Diskussionen auf diözesaner Ebene vor. Ziel sei neben der Erweiterung des ökumenischen Dialogs auch die kritische Evaluation der charismatischen Bewegung innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Nigeria. Besonders die Adaption charismatischer Heilungsperformanzen und Formen der Anbetung sowie die einseitige Betonung diesseitigen Heils und materiellen Wohlstandes gelte es kritisch zu evaluieren und gegebenenfalls auch zu korrigieren. Keinesfalls dürfe die Kirche dabei von ihrer Position abrücken, stets und zuallererst Kirche für die Armen sein.

Bereits seit Anfang der 1970er Jahre führen Vertreter einiger klassischer pfingstlicher Kirchen und die römisch-katholische Kirche einen offiziellen Dialog. Beide Dialogpartner sehen sich seit den 1980er Jahren mit einer immer größer werdenden Zahl neuer, sogenannter neo-pentekostaler oder neo-charismatischer Gemeinschaften konfrontiert. Der Fokus dieser neuen Gemeinschaften auf Erfolgs-orientierten Theologien, die häufig, aber nicht exklusiv, auf materiellen Wohlstand zielen, Wunderheilungen, Dämonenaustreibungen sowie Praktiken der „geistigen Kriegsführung“ werden sowohl von Vertretern klassischer Pfingstkirchen als auch der römisch-katholischen Kirche als zum Teil höchst problematisch empfunden.

Seit Mitte der 1990er Jahre beschäftigt sich die Wissenschaftliche Arbeitsgruppe für Weltkirchliche Aufgabe der Deutschen Bischofskonferenz mit dem rasanten Wachstum und der besonderen Ausrichtung dieser Gemeinschaften in Afrika, Asien, Latein- und Nordamerika sowie Teilen Europas. 2013 präsentierte die Arbeitsgruppe die Ergebnisse von vier exemplarischen Fallstudien auf einer Konferenz in Rom und zog erste pastorale Schlussfolgerungen. Im Anschluss an die Konferenz entstand die Idee, die in Rom begonnenen Diskussionen in auch in anderen nationalen bzw. lokalen Kontexten weiter zu vertiefen. Die Konferenz in Abuja, Nigeria, war die erste dieser Nachfolge-Konferenzen.

Organisiert wurde die Konferenz von der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe für Weltkirchliche Aufgabe der Deutschen Bischofskonferenz, der nigerianischen Bischofskonferenz (Catholic Bishops’ Conference of Nigeria, CBCN) und dem Internationalen Katholischen Missionswerk missio in Aachen.

Esther Berg

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