Der Monat Oktober ist in der katholischen Kirche dem Anliegen der Mission gewidmet. Höhepunkt ist der Weltmissionssonntag, der am 14. Juni 1926 von Papst Pius XI. eingerichtet wurde und auf der ganzen Welt begangen wird. In Deutschland wird der Sonntag der Weltmission begleitet von Solidaritätsaktionen des Internationalen Katholischen Missionswerks „Missio“. Doch jenseits der Spendenaufrufe und Solidaritätskampagnen möchte dieser Tag in den Gläubigen das Bewusstsein stärken, dass sie als Getaufte dazu gerufen sind, durch ihr Leben und Wirken das Evangelium zu verkünden und Zeugnis zu geben vom Glauben an Jesus Christus, zu dem sie sich bekennen.
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Eben vor diesem Hintergrund war die Predigt am Sonntag um 8.00 Uhr in der Liebfrauenkirche in der frankfurter Innenstadt aufschlussreich. Gehalten hat sie Pater Sabu, ein indischer Kapuziner, der seit Kurzem im Konvent in Frankfurt lebt. In ausgezeichnetem Deutsch erzählte er davon, wie er während seiner Ausbildung in Indien ausgesandt wurde an die Türen der Häuser zu klopfen und um eine Gabe für die Armen zu betteln. Gelegentlich kam es dabei auch zu bewegenden Gesprächen über den christlichen Glauben: geglückte Mission!
An anderen Türen stieß Sabu dagegen auf das Schild mit der Aufschrift „Bissiger Hund“. Er mied diese Türen nahezu instinktiv und ging vorüber ohne zu klopfen – aus Angst. Später wurde ihm klar, dass hinter den Türen keineswegs immer ein bissiger Hund lauerte, sondern dass die Schilder nur dazu dienten, unerwünschte Besuche – z.B. von Bettlern – fernzuhalten. Und noch ein Zweites wurde ihm bewusst: Er ertappte sich nämlich darin, dass er tatsächlich sehr konkrete Erwartungen an die Begegnungen hatte und überall am liebsten mit der Tür ins Haus gefallen wäre, um die Menschen für seinen Glauben zu gewinnen. Er war nicht wirklich interessiert am Leben dieser Menschen, kam nicht als Hörender.
Heute ist Pater Sabu in Deutschland. Er sagt von sich selbst, dass er noch keine klare Vorstellung davon habe, was Mission hier bedeuten könne in einem Land, in dem die Menschen alles hätten, was sie brauchten. Doch es dränge ihn, nach draußen zu gehen zu jenen, die nichts mit Kirche und Glauben am Hut haben. Mission bedeute Dialog, so Sabu. Heute interessiert er sich wirklich für das Leben der Menschen, drinnen und draußen, er möchte mit ihnen ins Gespräch kommen. Zugleich erwägt er mit Blick auf die Kirche hier in Deutschland: Wir jammern über die Kirchenkrise, und das führt uns dazu, die Umgebung als feindlich und böse wahrzunehmen. Ist es nicht ein wenig so, dass auch an den Türen unserer Kirchen so eine Art unsichtbares Schild hängt mit der Aufschrift: „Vorsicht, bissiger Hund“?
TK