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Veranstaltung
Jahrestagung 2017 - Postkolonialismus und Missionstheologie: Ansätze – Herausforderungen – Perspektiven
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Spätestens seit dem Erscheinen von Frantz Fanons „Die Verdammten dieser Erde“ (1961) und Edward Saids Studie über den westlichen „Orientalismus“ (1978) ist die kritische Auseinandersetzung mit Geschichte, Struktur und Nachwirkungen des europäischen Kolonialismus ein zentrales Thema auch innerhalb westlicher Diskurse.
Spätestens seit dem Erscheinen von Frantz Fanons „Die Verdammten dieser Erde“ (1961) und Edward Saids Studie über den westlichen „Orientalismus“ (1978) ist die kritische Auseinandersetzung mit Geschichte, Struktur und Nachwirkungen des europäischen Kolonialismus ein zentrales Thema auch innerhalb westlicher Diskurse. Im angelsächsischen Raum haben sich davon ausgehend in den letzten Jahrzehnten die sogenannten „postcolonial studies“ als akademische Disziplin etabliert. Nach der Jahrtausendwende folgten in den USA erste Ansätze „postkolonialer Theologie“, vor allem innerhalb des protestantischen Bereichs.
Die Rezeption postkolonialen Denkens innerhalb der deutschsprachigen katholischen Theologie ist bislang erst sehr zögerlich erfolgt. Dies überrascht insofern, als die Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Neokolonialismus für die aktuelle weltkirchliche Zusammenarbeit gerade in der katholischen Kirche als der globalsten Religionsgemeinschaft der Gegenwart eine entscheidende Rolle spielt und sowohl die Verstrickung der katholischen Kirche in den Kolonialismus als auch dessen Kritik (z. B. bei Antonio de Montesinos) so weit zurückreichen wie die Geschichte des Kolonialismus selbst. Die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung innerhalb der deutschen Theologie drängt sich nicht zuletzt auch angesichts der deutschen Kolonialgeschichte auf.
Die kommende Jahrestagung möchte dieses Schweigen durch eine konstruktiv-kritische Auseinandersetzung ersetzen. Sie will sowohl eine Einführung in Geschichte, Ansätze und zentrale Konzepte postkolonialer Theorie bieten als auch die theologische und missionswissenschaftliche Relevanz postkolonialer Diskurse aufzeigen. Die Perspektive von postkolonialen Theoretikern/innen im engeren Sinn soll dabei ergänzt werden um Beiträge von Wissenschaftlern/innen, die zwar ebenfalls ausdrücklich auf post- bzw. neokoloniale Kontexte reflektieren, dabei jedoch an anderen Diskursen als den „postcolonial studies“ anknüpfen. Die Pluralität der unterschiedlichen weltkirchlichen Herausforderungssituationen sowie der unterschiedlichen theoretischen und theologischen Bezugspunkte post-, de- und antikolonialen Denkens soll dadurch in ein fruchtbares Gespräch gebracht werden.
Leitende Fragen der Jahrestagung sind unter anderen die nach dem Zusammenhang von (theologischem) Wissen und Macht, die Herausforderung der Entwicklung eines Missionsverständnisses unter den Bedingungen eines postkolonialen Kontextes, die vielschichtigen Verflechtungen von Christentum, Moderne und Kolonialismus sowie die Konsequenzen, die sich aus einem Ernstnehmen der kolonialen und neokolonialen Erfahrungen für die Gottesrede, die kirchliche Pastoral, das Verständnis der Bibel und die kirchliche Entwicklungszusammenarbeit ergeben.
Ziel der Tagung ist es, die Auseinandersetzung mit postkolonialer Theorie innerhalb der deutschsprachigen katholischen Theologie voranzutreiben, einen Austausch zwischen Erfahrungen unterschiedlicher postkolonialer Kontexte zu ermöglichen und daraus Perspektiven für die weltkirchliche Praxis in den jeweiligen Ländern zu gewinnen. Vertieft wird die Auseinandersetzung mit dem Thema in mehreren Workshops am zweiten Tag der Veranstaltung.
Juan Manuel Contreras Colín

Profesor-Investigador für Philosophie an der
Universidad Autónoma de la Ciudad de México
(Mexiko)

 

Musa W. Dube

Professorin für Theologie an der
University of Botswana
(Botswana)

 

Raúl Fornet-Betancourt

Professor für Philosophie an der
RWTH Aachen
(Deutschland)

 

Leela Gandhi

Professorin für Englische Literatur an der
Brown University
(USA)

 

Marion Grau

Professorin für Theologie an der
Norwegian School of Theology
(Norwegen)

 

Norbert Hintersteiner

Direktor des Instituts für Missionswissenschaft und außereuropäische Theologien an der
Universität Münster
(Deutschland)

 

Claudia Jahnel

Leiterin des Referats Mission Interkulturell bei
Mission EineWelt
(Deutschland)

 

Michael Nausner

Professor für Systematische Theologie an der
Theologischen Hochschule Reutlingen
(Deutschland)

 

Saskia Wendel

Professorin für Systematische Theologie an der
Universität Köln
(Deutschland)

 

Felix Wilfred

Direktor des
Asian Center of Cross-Cultural Studies
(Indien)

Prof. Dr. Raúl Fornet-Betancourt spricht über den Zusammenhang von Postkolonialismus und Imperialismus in der heutigen Zeit.

„Antiimperialismus bedeutet Antikapitalismus” (RAÚL FORNET-BETANCOURT)

 

Prof. Dr. Michael Nausner geht der Frage nach, wie Postkolonialismus und Missiontheologie mit dem Thema Migration zusammenhängen.

„Niemand von uns ist eine reine Identität“ (MICHAEL NAUSNER)

 

Prof. Dr. Saskia Wendel erläutert in dem Interview die verschiedenen Wege postkolonialer Theorien.

Durch postkoloniale Theorien die eigene Tradition kristisch hinterfragen (SASKIA WENDEL)

 

Dr. Claudia Jahnel bezieht eine kritische Stellung in ihrem Interview zum Thema Entwicklung und den damit verbundenen Wirtschaftinteressen der Industriestaaten gegenüber denen der Entwicklungsländer.

Civilization Mission oktroyiert Menschen andere Werte auf (CLAUDIA JAHNEL)

 

Prof. Dr. Marion Grau geht den Fragen rund um die Hermeneutik von postkolonialer und theologischer Sprache nach. Das Interview ist nur in englischer Sprache verfügbar.

„All theologies are political“ (MARION GRAU)

 

Prof. Dr. Leela Gandhi vertieft im Interview einige ihrer Thesen zum kritischen Sehen auf Postkolonialismus und postkolonialer Theorien. Das Interview ist nur in englischer Sprache verfügbar.

„It’s not a grand theory, it’s makeshift“ (LEELA GANDHI)

 

Prof. Dr. Felix Wilfred begründet im Interview, weshalb Asien und insbesondere Indien als Beispiel dienen kann, wo postkoloniale Theorien heute entstehen und begründet werden. Das Interview ist nur in englischer Sprache verfügbar.

„Postkoloniale Theorien geschehen in Indien“ (FELIX WILFRED)

 

Prof. Dr. Juan Manuel Contreras Colín spricht über das bleibende Erbe der Kolonialisierung Lateinamerikas und die notwendige Dekolonialisierung der theologischen Epistemologie.
Das Interview ist nur in spanischer Sprache verfügbar mit deutschen Untertitel.

Die theologische Epistemologie dekolonialisieren (JUAN MANUEL CONTRERAS COLÍN)

Mittwoch, 29. März 2017

 

14:30 Anmeldung
15:00 Begrüßung und Einführung
15:30  A Critical Introduction to Postcolonial Theory   Leela Gandhi (Providence)
16:30 Pause
17:00 Die Antiimperialismusbewegung in Lateinamerika als Wegbereiterin dekolonialen Denkens   Raúl Fornet-Betancourt (Aachen)
18:00 Abendessen
19:30 Wege postkolonialer Mission: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft   Musa W. Dube (Gaborone)

 

 

Donnerstag, 30. März 2017

 

09:00  Dialogue between Postcolonial Theories and Asian Theologies   Felix Wilfred (Chennai)
10:00 Pause
10:30  Aspekte einer Postkolonialen Theologische Hermeneutik für die Missionswissenschaft   Marion Grau (Oslo)
11:30 Weder Inklusion noch Exklusion – ein religionstheologischer Diskurs mit postkolonialen Theorien. Saskia Wendel (Köln)
12:30 Mittagessen
14:30 Workshops
W 1: Reading the bible in the Postcolony
Musa W. Dube, Botsuana
W 2: The Future’s not ours to see. Postkoloniale Perspektiven auf den „religious turn“ in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit“
Claudia Jahnel, Neuendettelsau

 

 

W 3: Migration in Europe from the Perspective of Postcolonial Theology
Michael Nausner, Reutlingen
16:30 Pause
17:00 Präsentation der Ergebnisse der Workshops
17:30 Möglichkeit zur Andacht
18:10 Abendbuffet

 

 

Freitag, 31. März 2017

09:00 Kritik am eurozentrischen Kolonialismus am Ursprung des Kolonialsystems. Perspektiven der amerindischen Völker Juan Manuel Contreras Colín (Mexiko City)
10:00 Pause
10:30 After the Postcolonial Whirl? Missionswissenschaft und postkoloniale Kulturtheorie zwischen Aneignung und Kritik Norbert Hintersteiner (Münster)
11:30 Podiumsdiskussion

 

 

Für alle englischsprachigen Vorträge wird eine deutsche Simultanübersetzung angeboten.