Die theologischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts werden auf ihre Implikationen für eine aktuelles Missionsverständnis befragt. Die Reflexion auf Mission im 21. Jahrhundert verlangt zudem geschichtliche Rückblenden, insbesondere auf den Kolonialismus, und die Berücksichtigung der weltkirchlichen Kontexte, wie sie in der Synodalitätsdebatte erkennbar wird. Insgesamt ist die Theologie der Mission damit auf die theoretische Einbindung von Erfahrungszusammenhängen verwiesen.
Literatur
- Michael Sievernich, Die christliche Mission. Geschichte und Gegenwart.
- David Jacobus Bosch, Mission im Wandel. Paradigmenwechsel in der Missionstheologie.
- Fenella Cannell (Hg.), The Anthropology of Christianity (Einleitung).
- Stephen, Bevans, A century of Catholic mission : Roman Catholic missiology 1910 to the present.
- Stephen Bevans (Hrsg.), Mission and culture : the Louis J. Luzbetak lectures.
- Robert Schreiter, Die neue Katholizität : Globalisierung und die Theologie.
- Klara A. Csiszar (Hg.), Missio-Logos. Beiträge zu einem integralen Missionskonzept einer Kirche bei den Menschen.
Das Hauptseminar zu diesem sehr aktuellen Thema wird von P. DDr. Markus Luber SJ und dem tschadischen Theologen und Jesuiten Dr. Rodrigue Mianro Naortangar SJ durchgeführt. P. Naortangar arbeitet am Institut de Théologie de la Compagnie de Jésus (ITCJ) in Abidjan, Elfenbeinküste. Er promovierte im Bereich der systematischen Theologie zu dem Thema „Offenbarung interkulturell. P. Naortangar SJ ist derzeit Gastprofessor an der Goethe Universität Frankfurt am Main im Bereich „Theologie Interkulturell“ und wird im Wintersememster 2023/24 dort einige Veranstaltungen anbieten. Nähere Informationen dazu finden Sie HIER.
In den ersten Einheiten der Lehrveranstaltung wird es um eine Einführung in die postkoloniale Theorie gehen: Gayatri Spivak, Homi Bhabha usf. und entsprechende Grundlagentexte.
Dann werden verschiedene postkoloniale Situationen in den Blick genommen und die Diskussion kontextualisiert (über Afrika hinaus). Zudem werden parallele kirchliche, theologische Entwicklungen gesichtet: Vatikanum II, die Entdeckung von Kultur, Inkulturationskonzept, kontextuelle Theologien, Wandel des Kirchen- und Missionsverständnisses.
Afrikanische Kontexte werden fokussiert: Pluralität der Situationen mit politischen, ökonomischen, missionsgeschichtlichen Zusammenhängen und ausgewählte afrikanische Stimmen diskutiert, die sich kritisch mit der Rolle des Christentums auseinandersetzen.
Mit diesem Hintergrund werden sich theoretische Fragen der Interkulturalität auftun, so dass anschließend nach den Konsequenzen für die Theologieentwicklung gefragt wird. Relevante Aspekte sind in diesem Zusammenhang: interkulturelle Theologie, topologische Ansätze, Performativität, religiöse Bewegungen und Transformationen (Pentekostalismus), Revitalisierung traditioneller / indigener Religion.
Das missionarische Engagement der Kirchen hat im Verlauf der Christentumsgeschichte verschiedene Gestaltnahmen hervorgebracht, die mit Neuformulierungen theologischer Begründungsmodelle korrelieren. Sozio-politische Entwicklungen, kulturelle Neuorientierungen und veränderte Praxiskonstellationen in regional-historischen Zusammenhängen fanden Widerhall in der missionstheologischen Entwicklung. Im Rahmen eines missionsgeschichtlichen Abrisses werden zentrale missiologische Konzeptionen in ihren kontextuellen Realisierungen schwerpunktmäßig vorgestellt. Ihre Diskussion mündet in den Entwurf einer Missionstheologie, die den biblischen Verkündigungsauftrag und gegenwärtigen Anfragen an christliche Mission in Idee und Praxis gleichermaßen ernst nimmt.
Literatur:
- Michael Sievernich, Die christliche Mission. Geschichte und Gegenwart.
- David Jacobus Bosch, Transforming Mission. Paradigm Shifts in Theology of Mission.
- Fenella Cannell (Hg.), The Anthropology of Christianity (Einleitung).
- Wolfgang Reinhard, Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415–2015.
- Robert Schreiter, The New Catholicity. Theology between the Global and the Local.
Zeitraum: 26. August – 10. September 2022
Nach einer Vorbereitung in Nairobi startet die Sommerschule mit einer einwöchigen „Exposure“-Phase in der Diözese Nakuru, etwa 150 km nordwestlich der kenianischen Hauptstadt. In dieser Phase leben die Teilnehmenden in einheimischen Gastfamilien und gewinnen dabei Einblicke in die kenianische Lebenswirklichkeit sowie die aktuellen gesellschaftlichen und kirchlichen Themen und Problemfelder. Die Praxiserfahrungen fließen in die anschließende „Inclosure“-Phase am Hekima University College, eine 1984 gegründete Hochschule für katholische Theologie in Nairobi, ein. Thematisch werden hierbei die aktuellen synodalen Wege und Prozesse aufgegriffen, die die Entscheidungsfindung in der katholischen Kirche dezentralisieren und Synodalität stärken wollen.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Die Seminarsitzungen werden in englischer Sprache durchgeführt und haben folgende Inhalte: „In this seminar we are going to explore the phenomenon of Political Pentecostalism. We will focus on the social, civil and political engagement of evangelical, pentecostal and neocharismatic agents. Based on empirical findings we’ll look on plurality of agency, organizational forms and local contexts in socio-economic setups (networks, movements, megachurches, profession oriented churches, etc). Central to our discussion are the theological foundations (dominion theology, etc.) for following new ways of world reference, for example, eschatological interpretations. The theological argumentation requires research on the genealogical background and includes comparison with the evolution of catholic positions.“
Das Seminar war als Blockveranstaltung angelegt und umfasst die Teilnahme an der internationalen Tagung zum Politischen Pentekostalismus.
Das missionarische Engagement der Kirchen hat im Verlauf der Christentumsgeschichte verschiedene Gestaltnahmen hervorgebracht, die mit Neuformulierungen theologischer Begründungsmodelle korrelieren. Sozio-politische Entwicklungen, kulturelle Neuorientierungen und veränderte Praxiskonstellationen in regional-historischen Zusammenhängen fanden Widerhall in der missionstheologischen Entwicklung. Im Rahmen eines missionsgeschichtlichen Abrisses werden zentrale missiologische Konzeptionen in ihren kontextuellen Realisierungen schwerpunktmäßig vorgestellt. Ihre Diskussion mündet in den Entwurf einer Missionstheologie, die den biblischen Verkündigungsauftrag und gegenwärtigen Anfragen an christliche Mission in Idee und Praxis gleichermaßen ernst nimmt.
Diese Lehrveranstaltung findet virtuell statt.
Literatur:
- Michael Sievernich, Die christliche Mission. Geschichte und Gegenwart.
- David Jacobus Bosch, Transforming Mission. Paradigm Shifts in Theology of Mission.
- Fenella Cannell (Hg.), The Anthropology of Christianity (Einleitung).
- Wolfgang Reinhard, Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415–2015.
- Robert Schreiter, The New Catholicity. Theology between the Global and the Local.
Mission als Kommunikation des Evangeliums ist die Aufgabe der Kirche, die sie von Anfang an auf der ganzen Welt in den verschiedensten Formen wahrnimmt. Diese Aufgabe gilt auch unter den heutigen Bedingungen der globalisierten Moderne. Nach der postkolonialen Skepsis ist der Missionsbegriff wieder in den theologischen und interdisziplinären Diskurs zurückgekehrt. Die Vorlesung Weltkirche und Mission (Modul 14) befasst sich exemplarisch mit den Epochen und Räumen missionarischen Handelns und diskutiert ausführlich die Entwicklung des Missionsbegriffes nach dem II. Vatikanum bis in unseren Tagen hinein. Dabei werden die wichtigsten Texte des Lehramtes zum Thema Mission thematisiert und die aktuellsten Themen der Mission im weltkirchlichen Kontext, Mission und Gesundheit, Mission und Bildung, Mission und Migration, Theologie Interkulturell sowie neue evangelikale Bewegungen weltweit. Im Rahmen der Vorlesung ist die fundierte Fachexpertise zu den weltkirchlichen Themen auch durch Gastdozenten (Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des IWM) gesichert.
Literatur:
- M. Sievernich, Neue Evangelisierung im neuen Pontifikat, In: ZMR 98 (2014), 3-6.
- M. Sievernich, Mission seit dem Konzil – Entwicklungen und Schwerpunkte, in: Martin Üffing (Hg.): Mission seit dem Konzil (Studia Instituti missiologici SVD 98), Sankt Augustin 2013, 19-38.
- M. Sievernich, Die christliche Mission in Geschichte und Gegenwart, Darmstadt 2009.
- M. Sievernich, Alte Missionierung und neue Evangelisierung, in: Wort und Antwort (Dominikanische Zeitschrift für Glauben und Gesellschaft) 55 (2014) 149-155.
- Lehramtliche Texte: Evangelii Gaudium, Redemptoris Missio, Evangelii Nuntiandi, Ad gentes.
- K. Csiszar, Den Missionsbegriff mit dem Lehramt integral (neu) denken, in: Verbum SVD 57(2016) 3-4, S. 292–309 (Online-Zugang: http://www.steyler.eu/media/missionswissenschaft/docs/Csiszar292-309.pdf)
Mission als Kommunikation des Evangeliums ist eine wesentliche Aufgabe der Kirche, die sie von Anfang an in zahlreichen Epochen und Kulturen wahrnimmt. Diese Aufgabe gilt auch und besonders unter den heutigen Bedingungen einer globalisierten Moderne. Nach der postkolonialen Skepsis ist das Grundwort der “Mission” wieder in den theologischen und interdisziplinären Diskurs zurückgekehrt.
Die Vorlesung (Modul 10) befasst sich exemplarisch mit den Epochen und Räumen missionarischen Handelns, diskutiert die Begründungen, Konzeptionen und Praktiken von den biblischen Anfängen über Mittelalter und Neuzeit bis zum konziliaren Neustart im 20. Jahrhundert. Dabei finden nachhaltig wirkende Protagonisten, systematische Fragestellungen wie Mission als kulturelle Übersetzung, Inkulturation des Glaubens und Überlegungen zur “Neu-Evangelisierung” in der Gegenwart ein besonderes Augenmerk. Auch die problematische Verknüpfung von Mission und Kolonialismus kommt zur Sprache. Insbesondere wird auch der Entwicklung vom Zweiten Vatikanischen Konzil (Ad gentes) zu den päpstlichen Dokumenten(Evangelii nuntiandi, Redemptoris missio, Evangelii gaudium) nachgegangen.
Literatur:
- Allen Völkern Sein Heil. Die Mission der Weltkirche (Die deutschen Bischöfe 76), Bonn 2004.
- Papst Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelium gaudium (VApS 194), Bonn 2013.
- Sievernich, Michael: Die christliche Mission. Geschichte und Gegenwart, Darmstadt 2009.
In seiner Botschaft zum Weltmissionssonntag 2015 definierte Papst Franziskus die Mission der Kirche als Teil der „Grammatik“ des Glaubens. Sie ist unumgänglich und hat eine klare Logik: „komm“ und „geh“, denn Leidenschaft für Christus bedeutet zugleich Leidenschaft für den Menschen. Mit Papst Franziskus erleben wir die Entwicklung des kirchlichen Missionsverständnisses in einer intensiven Doppelbewegung: hin zu Christus und zu den Menschen. In diesem Seminar erschließen wir Schritt für Schritt, was Mission als Grammatik des Glaubens im von Papst Franziskus intendiertem Sinne bedeutet und welche Ansätze er in Evangelii Gaudium und in seinen Ansprachen und Botschaften zur Mission formuliert. Darauf aufbauend wird das Anwendungspotenzial seiner Prinzipien im Lichte von Amoris Laetitia für die Familie, im Lichte von Laudato Si für die Umwelt, angesichts seiner apostolischen Reisen für die konkreten Ortskirchen sowie im Lichte des missionarischen Strukturwandels der Kirche für die Dynamik des Volkes Gottes untersucht.
Für das Seminar konnten wir zwei Gastreferenten gewinnen: Dr. Ladislav Nemet SVD, Bischof von Zrenjanin (Serbien), Präsident der Internationalen Bischofskonferenz der Heiligen Kyrill und Method für die Länder Serbien, Kosovo, Montenegro und Mazedonien sowie Dr. Birgit Weiler aus der Ordensgemeinschaft der Missionsärztlichen Schwestern, Dozentin an der Jesuitenuniversität in Lima (Peru) und theologische Beraterin in Sachen Gerechtigkeit und Solidarität der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM). Dank ihres Mitwirkens kommt es zum Austausch über die Relevanz des Missionsverständnisses nach Franziskus in zwei verschiedenen Ortskirchen (Peru und Serbien) und in zwei verschiedenen Ordensgemeinschaften.
n Zeiten der Globalisierung wird die Übersetzung des Christentums in die verschiedenen „Sprachen“ und Kulturen der Welt dringlicher, darunter auch die Neuübersetzung in die Kultur der späten Moderne. Daher ist nach längerer postkolonialer Skepsis das Grundwort „Mission“ wieder in die theologische und interdisziplinäre Diskussion der Gegenwart zurückgekehrt. Die Vorlesung (Modul 10) befasst sich mit den Epochen und Räumen der Mission, diskutiert ihre Begründungen, Konzeptionen und Praktiken von den biblischen Anfängen bis zum konziliaren Neustart und zu den heutigen Überlegungen zu einer „neuen Evangelisierung“ und einer „missio inter gentes“. Dabei finden nachhaltig wirkende Protagonisten, systematische Fragestellungen wie die „Übersetzung“ des Glaubens in andere Sprachen und Kulturen, neuere Kategorien (Inkulturation), kirchliche Dokumente sowie die Praktiken einer missionarischen Kirche ein besonderes Augenmerk.
Literatur:
- Allen Völkern Sein Heil. Die Mission der Weltkirche (Die deutschen Bischöfe 76), Bonn 2004.
- Sievernich, Michael: Die christliche Mission. Geschichte und Gegenwart, Darmstadt 2009.
So zweifelsfrei wie der Dienst am Nächsten zu den herausragenden Aufgaben der Kirche und aller Christen gehört, so zweifelsfrei ist die Kirche vor allem durch die Caritas in der gesamten Gesellschaft präsent und bekannt. Egal ob Armenfürsorge, Besuchsdienste, Krankendienste, etc. – diese Dienste sind oftmals das wahrgenommene und wirksame Zeugnis für das Evangelium in den jeweiligen Kontexten. Somit kommt der Caritas eine herausragende Rolle in der Mission der Kirche zu. Aber wie kann die Bedeutung der Diakonie systematisch festgelegt werden? Die Beantwortung dieser Frage hängt dabei wesentlich davon ab, was unter Caritas und Mission verstanden wird. Das Seminar versucht auf diese Fragen eine Antwort zu finden. Durch unterschiedliche theologische und praktische Zugänge zum diakonischen Dienst, soll das Zueinander von kirchlicher Sendung und kirchlichem Dienst am Nächsten bestimmt werden.
Binnen weniger Jahrzehnte hat sich der im katholischen Raum zuvor weitgehend ungebräuchliche Begriff der „Evangelisierung“ als theologisches Leitwort durchgesetzt. Fand die Vokabel noch in der dogmatischen Konstitution „Lumen gentium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils nur zaghafte Verwendung, so avancierte sie unter Paul VI., Johannes Paul II. und zuletzt auch unter Papst Franziskus zur zentralen pastoralen Losung.
Einem kritischen Blick kann indes nicht entgehen, dass der Evangelisierungsbegriff seine sprachliche Blitzkarriere vor allem einem doppelten kirchlichen Unbehagen verdankt. Er ist einerseits Ausdruck eines wachsenden Krisenbewusstseins angesichts vielfältiger, offenbar ständig sich beschleunigender Säkularisierungsprozesse, wie sie für die Moderne kennzeichnend sind. Er dokumentiert andererseits eine deutlich erhöhte Sensibilität für die historischen Belastungen, unter denen der bis dahin üblichere Missionsbegriff bis heute leidet. Freilich erwies sich auch das Evangelisierungsparadigma rasch als ein deutungsoffenes Schlagwort von struktureller Ambivalenz.
Das Hauptseminar möchte klären helfen, ob und inwiefern die Rede von der Evangelisierung geeignet war und ist, um auf neue Fragen neue Antworten zu geben. Ausgehend vom Zweiten Vatikanischen Konzil soll dazu auf unterschiedlichen weltkirchlichen Ebenen die Rezeption des Evangelisierungsparadigmas durch das kirchliche Lehramt einerseits und im theologischen Diskurs andererseits rekonstruiert werden. Anhand ausgewählter Themenfelder (Dialog, Inkulturation, Freiheit/Befreiung) werden die daraus gewonnenen Erkenntnisse sodann aktualisierend erprobt.