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Veranstaltung
Jahrestagung 2018 - Christentum und Medialität
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Die Jahrestagung wendet sich der Rolle und Bedeutung
von Medialität und Medienwandel im Christentum aus interdisziplinärer und weltkirchlicher Perspektive zu.
Während in Rom die Bischöfe der Weltkirche auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil über die Zukunft der Kirche diskutierten, veröffentlichte der Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan 1964 mit „Understanding Media“ sein wohl berühmtestes Buch. McLuhan war der Überzeugung, dass der „Inhalt“ eines Mediums von geringerer Bedeutung sei gegenüber der Verfasstheit des Mediums selbst. Dessen Gestalt, also die Materialität und Funktionsweise des Mediums, präge die Art, wie wir wahrnehmen, denken und uns sozial und kulturell organisieren. „Das Medium ist die Botschaft.“ Auch auf dem Konzil setzte man sich zur gleichen Zeit mit Fragen von Medialität und Medienwandel auseinander. Der im Nachgang des Konzils eingerichtete Welttag der sozialen Kommunikationsmittel legt davon Zeugnis ab. Im Hintergrund steht die Überzeugung, dass man sich die modernen Medien sozialer Kommunikation – damals Radio, Film, Fernsehen und die Presselandschaft – für die Verbreitung der Frohen Botschaft zunutze mache könne und solle. Seitdem ist viel geschehen. Papst Franziskus postet heute auf Instagram und twittert in neun Sprachen zu mehr als 25 Millionen Followern. Die Bibel und das Stundenbuch gibt es als App für das Smartphone und über den katholischen Glauben können sich Interessierte heute auf katholisch-werden.de informieren.
Die gegenwärtige Zeit wird von vielen als ein Zeitalter der medialen Umbrüche erlebt. Der Übergang von der „Gutenberg-Galaxis“ (McLuhan) zur Netzwerk-Gesellschaft (Castells) stößt auch ein Nachdenken über die Rolle und Bedeutung von Medialität und Medienwandel an (vgl. Bräunlein 2004). Der Kommunikationswissenschaftler Jeremy Stolow hebt in seinen Arbeiten hervor, dass Medien und Technologien nicht etwas der Religion Äußerliches oder ihr Hinzugefügtes sind. Medien und Technologien sind konstitutive Bestandteile religiöser Praxis und Erfahrung (vgl. Stolow 2005). In ähnlicher Weise betont auch Papst Benedikt XVI. 2008 in seiner Rede zum 42. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel: „Es gibt in der Tat keinen Bereich menschlicher Erfahrung – insbesondere angesichts des breiten Phänomens der Globalisierung –, in dem die Medien nicht konstitutives Element interpersonaler Beziehungen sowie der sozialen, ökonomischen, politischen und religiösen Vorgänge geworden sind.“
Vor diesem Hintergrund wird sich die kommende Jahrestagung der Rolle und Bedeutung von Medialität und Medienwandel im Christentum aus interdisziplinärer und weltkirchlicher Perspektive zuwenden. Wie gestaltet sich die Wechselbeziehung zwischen sich wandelnden Medien auf der einen Seite und christlichen Diskursen, Praktiken, Wahrnehmungserfahrungen sowie Vergemeinschaftungsformen auf der anderen? Wie sind besonders neuere und neueste Entwicklungen im gegenwärtigen digitalen Zeitalter aus missionswissenschaftlicher Perspektive zu beurteilen?
Der erste Teil der Tagung wird sich einleitend aus theoretischer Perspektive mit dem Themenfeld Religion, Medialität und Medienwandel beschäftigen und dieses anhand von Fallbeispielen aus der Christentumsgeschichte vertiefen. Der zweite Teil der Tagung ist gegenwärtigen Fallbeispielen unter anderem aus pfingstlichen, charismatischen und evangelikalen Kontexten gewidmet und beschäftigt sich mit der Nutzung von Medien und Prozessen der Mediatisierung. Im letzten Teil der Tagung werden wir uns der Reflexion und Evaluation neuester Entwicklungen innerhalb der gegenwärtigen christlichen Landschaft weltweit zuwenden.
Die Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch. Es wird simultanübersetzt.
Am Freitag, den 16.2.2018, ist am Institut für Weltkirche und Mission unsere diesjährige Jahrestagung zu Ende gegangen. Unter dem Thema „Christentum und Medialität. Bedeutung – Chancen – Konflikte“ haben sich Expertinnen und Experten aus aller Welt und unterschiedlichen Disziplinen mit der Rolle und Bedeutung von Medialität und Medienwandel im Christentum in Geschichte und Gegenwart befasst.

 

Eröffnet wurde die Tagung am Mittwoch, den 14. März 2018, von Prof. Kerstin Radde-Antweiler aus Bremen. In ihrem Einführungsvortrag „How do you sell Jesus Christ today?“ widmete sie sich der kommunikativen Konstruktion von Religion in Zeiten tiefgreifenden Medienwandels aus religionswissenschaftlicher Perspektive. Prof. Wolfgang Back aus Sankt Georgen schloss diesen Ausführungen mit seinem Vortrag zu „Wer die Medien hat, hat das Sagen? Religiöse Kommunikation im Umfeld einer Kultur der Digitalität“ eine theologische Reflexion der Thematik an. Darin forderte er die bewusste Hinwendung zu einer Theologie der Digitalität. Dieser Aufforderung kam Antonio Spadaro SJ in seinem Abendvortrag des selben Tages zu „The digital environment and the life of faith“ gleichsam sofort nach.

Der zweite Tag der Tagung war Fallbeispielen aus verschiedenen christlichen Kontexten in Geschichte und Gegenwart gewidmet. Am Vormittag widmete sich Prof. em. Peter Horsfield aus Melbourne in seinem Vortrag „Googling Clement: Media and the historical construction and contemporary deconstruction of Christianity“ den soziokulturellen und theologischen Dynamiken der Verschriftlichung der christlichen Botschaft. Unter dem Titel „Eye has seen and ear has heard: Performing digital/media presence in megachurches“ beschäftigte sich Prof. Robbie B.H. Goh aus Singapur im Anschluss daran mit den medialen Strategien gegenwärtiger Megakirchen weltweit. Auf der sich daran anschließenden Podiumsdiskussion nutzen die Anwesenden die Gelegenheit, das bis dahin Gehörte im Gespräch mit den Referentinnen und Referenten noch einmal zu vertiefen.
Workshop mit Alexander Bothe und Philipp Schall

 

Der Nachmittag bot Gelegenheit ausgewählten Fallbeispielen in drei Workshops noch einmal genauer nachzugehen. Prof. Radde-Antweiler und Hannah Grünenthal, M.A. , boten hierfür einen Workshop zur Erforschung des Medienverhaltens in der katholischen Kirche an. Alexander Bothe (Referent der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj) und Geschäftsführer des Ökumenischen Kreuzwegs der Jugend) und Philipp Schall (Geschäftsführer von TELLUX next / IT MEDIA) gaben in ihrem Workshop Einblick in die Entwicklung zweier Smartphone-Applications für die Internationale Romwallfahrt der Ministranten und den Ökumenischen Kreuzweg der Jugend. Esther Berg-Chan, M. A., aus Sankt Georgen befasste sich in ihrem Workshop mit der Adaption von Popmusik als Medium der Evangelisation und gesellschaftlichen Transformation im gegenwärtigen pfingstlich-charismatischen Feld.

 

Bischof Paul Tighe im Gespräch

 

Der Freitagvormittag war dann noch einmal neuesten Entwicklung im gegenwärtigen, digitalen Zeitalter gewidmet. In ihrem Votrag „Cyber sexual violence against women and the ethical role of the ‚Face’“ näherte sich Prof. Agnes Brazal aus Manila dem Thema aus einer cyberethischen Perspektive. Bischof Paul Tighe setzte in seinem Vortrag „The Church in a digital world: Sharing good news in a changing cultural environment“ pastoral- und missionstheologische Schwerpunkte. Beschlossen wurde die Tagung am Nachmittag mit einem offenen Gesprächsforum. An Stehtischen im Foyer der Aula der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung Gelegenheit, in einer entspannteren Atmosphäre mit den Referentinnen und Referenten direkt ins Gespräch zu kommen.

 

Wir freuen uns, dass wir auch dieses Jahr alle Referentinnen und Referenten dafür gewinnen konnten, ihre Vorträge in einem Tagungsband zu veröffentlichen. Der Band wird, wie die vorherigen Tagungsbände, in unserer Buchreihe Weltkirche und Mission erscheinen.
Einen ersten Einblick in oder auch Rückblick auf die Tagung gewähren Ihnen in Kürze exklusive Interviews mit allen Referentinnen und Referenten. Die Interviews werden, wie immer, auf IWM-TV zu finden sein.
Auch in der Presse hat unsere Tagung Widerhall gefunden:

 

„Vatikan-Bischof: Die besten Ideen für Social Media kommen nicht aus Rom“ (Vatican News)

 

„Vatikanexperte: Kirche muss in neuen Medien präsent sein“ (Domradio)

 

„Von der Buchreligion zur Netzwerk-Gesellschaft?“ (Die Tagespost)

 

„#Kirche als Netzwerk – Die digitale Revolution als ekklesiale Herausforderung. Doch was ist die Botschaft?“ (Die Tagespost, Printausgabe, 22.3.2018).

 

„Jesuit Spadaro: Papst evangelisiert, indem er Fragen stellt“ (Kathpress)

Auf der Jahrestagung 2018 sprach Juniorprofessor Dr. Wolfgang Beck über religiöse Kommunikation im Umfeld der Digitaltität. Im Interview äußert er sich optimistisch zur Entwicklung der Kirche im Kontext einer digitalen Welt.

Als lernende Kirche mit den Menschen in Kontakt bleiben (WOLFGANG BECK)

 

Bischof Paul Tighe, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Kultur, sprach in seinem Vortrag „The Church in a Digital World: sharing good news in a changing cultural enviroment“ mit Blick auf das Internet von einer „kulturellen Revolution“, die die Art der Kommunikation grundlegend verändert habe. Das Interview wurde auf Englisch geführt.

„The internet is a gift from God“ (PAUL TIGHE)

 

Auf der Jahrestagung 2018 stellten Alexander Bothe, Referent in der Ministrantenpastoral, und Philipp Schall, Geschäftsführer und Produzent von TELLUXnext, die begleitende App für die Ministrantenwallfahrt nach Rom 2018 vor (#goRome!). Im Interview begründen sie, was diese App so besonders macht und warum sie diese App entwickelt haben.

„Das Denken der Teilnehmenden ist das Entscheidende“ (ALEXANDER BOTHE / PHILIPP SCHALL)

 

Prof. Dr. Kerstin Radde-Antweiler, Religionswissenschaftlerin in Bremen, sprach auf der Jahrestagung 2018 über die kommunikative Konstruktion von Religion in Zeiten tiefgreifenden Medienwandels. Im Interview erläutert sie den Zusammenhang von Medien- und Religionswandel und wie man ihn erforscht – vor allem auch mit Blick auf den Aufstieg digitaler Medientechnologien.

„Man muss den Akteur in seiner mediatisierten Lebenswelt wahrnehmen“ (KERSTIN RADDE-ANTWEILER)

 

Auf der Jahrestagung 2018 sprach Pater Antonio Spadaro SJ über neue pastorale Herausforderungen in einer zunehmend digitalen Welt. Er warnte davor, das Internet nur als ein technisches Instrument zu begreifen. Das Internet sei eine mit der physischen verflochtenen digitale Umwelt. Wir lebten heute in beiden gleichermaßen. Welche pastoralen Chancen und Herausforderungen sich daraus ergeben, erläuterte Pater Spadaro in seinem Abendvortrag.

„The distinction between real and virtual breaks down“ (ANTONIO SPADARO SJ)

 

Auf der Jahrestagung 2018 sprach Prof. Robbie B. H. Goh über mediale Strategien gegenwärtiger Megakirchen im digitalen Zeitalter. Im Interview äußert er sich auch zu den Unterschieden, die er zwischen protestantischen Megakirchen und katholischen Kirchen mit Blick auf ihre Medienstrategien meint ausmachen zu können.

„Everything has to be geared-up towards digitalisation“ (ROBBIE B. H. GOH)

 

Auf der Jahrestagung 2018 sprach Pater Antonio Spadaro SJ über neue pastorale Herausforderungen in einer zunehmend digitalen Welt. Im Interview erläutert er, welche neuen Fragen der Aufstieg digitaler Technologien für die Theologie aufwirft.

„Our challenge in the digital age is not how to use tools, but how to live well“ (ANTONIO SPADARO SJ)

 

Auf der Jahrestagung 2018 sprach Prof. em. Peter Horsfield über einen der ersten großen Medienwandel in der Geschichte des Christentums: die Verschriftlichung der ursprünglich mündlichen Tradition und die Veränderungen, die damit verbunden waren. In Interview denkt er auch darüber nach, vor welche Herausforderungen der aktuelle Wandel hin zu digitalen Medien Theologie und Klerus heute stellt.
Das Interview wurde in englischer Sprache geführt.

„I see theology as media practice“ (PETER HORSFIELD)

 

Auf der Jahrestagung 2018 sprach Prof. Agnes Brazal von der De la Salle University in Manila, Philippinen, über „Cyberethik“ und sexuelle Gewalt gegen Frauen online. Im Interview erläutert sie, warum es so wichtig ist, sich mit den Thema zu befassen und was in dieser Hinsicht derzeit auf den Philippinen geschieht.
Das Interview ist in englischer Sprache geführt worden.

„We are all now hybrids of human and machine“ (AGNES BRAZAL)

Wolfgang Beck

Professor für Pastoraltheologie und Homiletik
Phil.-Theol. Hochschule Sankt Georgen
Frankfurt/Main

 

Alexander Bothe

Referent in der Ministrantenpastoral
Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz
Düsseldorf

 

Agnes M. Brazal

Associate Professor for Theology and Religious Education
De la Salle University
Manila, Philippines

 

Robbie B. H. Goh

Professor of Literature
Department of English Language and Literature
National University of Singapore
Singapur

 

Hannah Grünenthal

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Religionswissenschaft und Religionspädagogik
Universität Bremen
Bremen

 

Peter Horsfield

Prof. em. for Communication
Department of Media and Communication
Royal Melbourne Institute of Technology
Melbourne, Australien

 

Kerstin Radde-Antweiler

Juniorprofessorin für Literaturen und Medien der Religionen
Institut für Religionswissenschaft und Religionspädagogik
Universität Bremen
Bremen

 

Philipp Schall

Geschäftsführer und Produzent
TELLUX next
München, Berlin, Köln

 

Antonio Spadaro SJ

Journalist, Autor und Chefredakteur von La Civiltà Cattolica
Rom

 

Bischof Paul Tighe

Sekretär des Päpstlichen Rats für die Kultur
Rom

Flyer zur Veranstaltung (pdf-Datei)
Dr. Esther Berg-Chan

 

Offenbacher Landstraße 224
60599 Frankfurt am Main

 

Raum: L 105 (Lindenbau)

 

Telefon: +49 69 6061-712
Telefax: +49 69 6061-777

 

E-Mail: berg-chan@iwm.sankt-georgen.de