Leitsätze des kirchlichen Engagements für Flüchtlinge
Bei ihrer letzten Vollversammlung im Kloster Schöntal hat die Deutsche Bischofskonferenz am 18. Februar 2016 die Leitsätze des kirchlichen Engagements für Flüchtlinge verabschiedet.
Ein besonderer Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit mit Flüchtlingen liegt in der menschlichen Begegnung und der persönlichen Begleitung. Gerade angesichts der großen Zahlen darf das Schicksal des Einzelnen nicht übergangen werden, es gilt, die individuelle Würde aller Menschen zu wahren. Bezeichnend ist die Rolle, die die Leitsätze der Seelsorge übertragen. Hier ist von einer doppelten Aufgabe die Rede. Zum einen sollen die christlichen Flüchtlinge, denen sich die Kirche in besonderer Weise verbunden weiß, in der Ortskirche eine Heimat finden. Zugleich sollen die Seelsorger ihren Beistand all jenen anbieten, die im Rahmen ihrer Fluchterfahrung an existenzielle Grenzen stoßen – eben auch unabhängig vom religiösen Bekenntnis.
Mit Blick auf die Integration der Geflüchteten braucht es einen Weitblick, der die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen in unserem Land zum Ziel hat. Diese Zielvorgabe bedingt einen differenzierten Einsatz der Kirche in den für die Integration zentralen Bereichen der Lebensführung wie Wohnraum, Arbeit, Bildung und Gesundheit. Neben diesen Maßnahmen, die für alle Geflüchteten gleichermaßen gelten sollen, bedarf es aber auch einer besonderen Aufmerksamkeit gegenüber den verletzlichsten Gruppen, nämlich den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen sowie den geflüchteten Frauen.
In dem Umstand, dass sich durch die Ankunft der Geflüchteten die kulturelle und religiöse Landschaft pluralisiert, sehen die deutschen Bischöfe eine Chance für neue Solidarisierungen und Kooperationen zwischen hier lebenden Christen, Juden und Muslimen im gemeinsamen Engagement für die Menschen in Not.
Auch die internationale Ebene der Flüchtlingshilfe spielt eine wichtige Rolle in den Überlegungen des Dokuments. Die deutsche Kirche setzt sich ein für eine Politik, die weltweit einen „gerechten Frieden“ anstrebt. In diesem Punkt leisten die kirchlichen Hilfswerke wertvolle Arbeit.
Das Schreiben schließt mit anerkennenden Worten für die großen Anstrengungen, die die staatlichen Stellen in diesem Bereich unternehmen, stellt aber auch gewisse Defizite im Verwaltungshandeln heraus und erneuert den Appell an die Politik, die Würde des Einzelnen zu achten und zu wahren und das hohe Gut der Einheit der Familie nicht aus dem Blick zu verlieren.
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Tobias Keßler