Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat am vergangenen Dienstag (22.09.) mit seiner Rede bei der Eröffnung der Generalversammlung der UN-Vollversammlung wieder für Schlagzeilen gesorgt. Unter anderem behauptete er, dass die Verantwortung für die zunehmenden, vernichtenden Brände im Amazonasgebiet bei den dort wohnenden Indigenen und Kleinbauern liege. Besonders bei Experten, Umweltschutzgruppen und kirchlichen Akteurinnen und Akteuren, die in diesem Gebiet tätig sind, löste diese Aussage lautstarke Empörung aus. Zum einen, weil die Indigenen davon am härtesten betroffen sind, sodass einige aufgrund eben dieser Brände ihre Dörfer bereits verlassen mussten, zum anderen, weil die ersten Indizien von durch menschliches Handeln verursachten Brandstiftungen eher in landwirtschaftlichen Betrieben von Großgrundbesitzern gefunden worden sind. Gestern (24.09.) bezog sogar die Nationalkonferenz der Brasilianischen Bischöfe (CNBB) offiziell
Stellung dazu und kritisierte die Unterstellungen des Präsidenten scharf.
Obwohl das REPAM als solches erst 2014 gegründet wurde, stützt es sich auf die Arbeit, die in den Jahrzehnten zuvor in den jeweiligen Ländern und Regionen geleistet worden war. REPAM ist ein kirchliches Netzwerk, wenn auch nicht ausschließlich, und umfasst Brasilien, Venezuela, Französisch-Guyana, Britisch-Guayana, Suriname, Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien. Es „setzt auf die führende Rolle der amazonischen Völker bei der Verteidigung sowie bei der Sorge für das gemeinsame Haus“, wie es auf ihrer
Homepage heißt, und es nimmt sich vor, eine zeitgemäße Antwort auf die sozioökologischen Herausforderungen zu bieten.
Diese Woche leistete dieses Netzwerk zwei weitere entscheidende Beiträge zur Verteidigung der Rechte der ursprünglichen Völker und des gesamten Amazonas-Gebietes, und zwar die Veröffentlichung des Atlas der sozioterritorialen Landkonflikte in Panamazonien und die Lancierung des Podcasts „Ecos da Amazônia“ (Echos von Amazonien). Ziel beider Initiativen ist es, die Realität und die Herausforderungen dieser Region über verschiedene Mittel und Kanäle zu vermitteln. Dazu zählen Karten, Grafiken, Stimmen, Geräusche, Dokumentationen usw. Dadurch sollen der internationalen Gemeinschaft u. a. fundierte Informationen für die Debatte über die Zukunft Amazoniens und dessen Einwohnern zur Verfügung gestellt werden.
Der zeitliche Raum dieser ersten Ausgabe des Atlas umfasst die Jahre 2017-2018, in dem 1.308 sozioterritoriale Landkonflikte identifiziert wurden und von denen 167.559 Familien betroffen waren, wobei die meisten dieser Konflikte noch fortbestehen. Auf der Homepage des REPAM kann der Atlas heruntergeladen und das Video der offiziellen, virtuell stattgefundenen Veröffentlichung, in dem verschiedene Mitwirkende des Projekts unterschiedliche Aspekte, Perspektiven und Methoden vorstellen,
abgerufen werden.
Dadurch dass die Kirche in Lateinamerika anhand solcher Initiativen nicht nur vor Ort tätig ist, sondern auch den Blick zu dieser Problematik erweitert, erweist sie sich als wichtige Akteurin auch im öffentlichen Diskurs.