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64 Jahre Missionsenzyklika Evangelii praecones

Am 02. Juni ist es genau 64 Jahre her, dass Papst Pius XII. seine Missionsenzyklika „Evangelii praecones“ veröffentlichte.

Dieses kleine Jubiläum soll zum Anlass genommen werden, das Missionsverständnis und die Missionsgrundsätze von Pius XII. theologisch etwas näher zu beleuchten. Dabei lässt sich feststellen, dass diese Enzyklika durchaus Ansätze formuliert, die auch im heutigen Missionsverständnis – z.B. bei Papst Franziskus – eine Rolle spielen.

 

Doch zuvor muss festgehalten werden, dass Pius XII. ein Missionsverständnis darlegt, das aus heutiger Zeit zwar überholt erscheint, sich aber in den zeitgeschichtlichen Kontext einfügt. Nach „Evangelii praecones“ verfolgen die Missionsbemühungen ein zweifaches Ziel: Zunächst geht es darum, „neuen Völkern das Licht des Evangeliums zu bringen und neue Gläubige für Christus zu gewinnen.“(42) Das eigentliche Ziel der Mission, „das man nie aus den Augen verlieren darf“ (42) liegt in der plantatio ecclesia, der Errichtung und Verwurzlung der Kirche mitsamt ihrer Strukturen in den jeweiligen Völkern. In seinem apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ erwähnt Papst Franziskus diesen zu Letzt genannten Aspekt überhaupt nicht mehr und auch die Verkündigung an „neue Völker“ wird zwar erwähnt, aber sie ist nur ein Aspekt der Mission bzw. der Evangelisierung und erschöpft sich aber nicht in ihr.(EG 14) Dieses Missionsverständnis Pius´ XII. führt letztlich auch dazu, dass dem diakonischen Handeln der Kirche ein Platz im prämissionarischen Bereich zugewiesen wird: „Diese Wunderwerke der Liebe bereiten ohne Zweifel die Herzen der Heiden besonders wirksam vor auf die Aufnahme des Glaubens und der Gebote des Christentums.“(46)

Neben diesen missionstheologischen Engführungen findet man bei Pius XII. aber durchaus Forderungen an das missionarische Wirken der Kirche, die auch heute helfen können, dieses Tun umfassender zu verstehen. Drei dieser sogenannten Missionsgrundsätze bzw. –richtlinien verdienen besonders hervorgehoben zu werden:

 

  1. Der Eigenwert jeglicher menschlichen Kultur

Pius XII. stellt unmissverständlich fest, dass christliche Mission keineswegs dazu führen soll, die jeweils einheimische Kultur zu verdrängen.(49) Damit sind implizit auch die beiden wichtigen Überzeugungen verbunden, dass die Annahme des Evangeliums weder eine bestimmte Kultur voraussetzt noch in seiner Folge eine neue Kultur übernommen werden muss. Aus dieser Hochachtung vor den fremden Kulturen ergibt sich auch die Forderung, dass die Missionen bestrebt sein sollen, möglichst rasch einen „Eingeborenen-Klerus“(42) aufzubauen und die Verantwortung in die „Hände nationaler Bischöfe und Priester“(42) zu legen. Um diese Wertschätzung zu gewährleisten ermahnt Pius XII. alle in der Mission Tätigen, das Land, in dem sie missionarisch wirken, wie ihr eigenes Vaterland zu lieben.(41) Daher reicht es für die Mission auch nicht aus, allein auf theologischem Gebiet gebildet zu sein. Die von Pius XII. sogenannten Glaubensboten müssen „Sprachen lernen, vor allem jene, die sie später brauchen werden; sie müssen etwas verstehen von Medizin, Landwirtschaft, Völkerkunde, Geschichte, Geographie und anderen Fachgebieten dieser Art.“(42)

 

  1. Mission als Tun der gesamten Kirchen

Mission ist für Pius XII. kein Auftrag an den Klerus oder an bestimmte Ordensgemeinschaften, vielmehr soll die gesamte Kirche missionarisch sein. „Darum ist es unbedingt notwendig, daß sich zahlreiche Laien in der Katholischen Aktion zusammenschließen, um ihren hochherzigen und tatkräftigen Eifer mit dem hierarchischen Apostolat des Klerus zu verbinden.“(45) Wenn Mission also ein Auftrag an alle Christen ist, so kann es auch keinen Lebensbereich der Christen geben, der von diesem Auftrag nicht durchdrungen wäre: „Wir wünschen daher, daß nach Möglichkeit überall Vereinigungen katholischer Männer und Frauen, der katholischen Jugend, Studentenvereine, Arbeiter- und Handwerkerverbände und Sportvereine gegründet werden […].“(45)

 

  1. Mission kann nicht auf soziales und karitatives Engagement verzichten

Auch wenn Pius XII. in der Verkündigung das eigentliche Tun der Mission sieht, so legt er doch großen Wert darauf, dass die caritas „eine heilige Pflicht“(47) ist. Der Missionar kann sich von dieser Pflicht nicht befreien; er hat vielmehr dafür zu sorgen, Fragen der Gerechtigkeit in seinem Kontext anzusprechen und zu praktischen Lösungen zu kommen. Interessanter Weise verweist Pius XII. in diesem Zusammenhang auch schon auf die heute von Papst Franziskus gewünschte Dezentralisierung: „Prüft die besonderen Verhältnisse des Landes, beratschlagt miteinander auf euren Bischofskonferenzen, Synoden und Versammlungen und sorgt für die Gründung von sozialen und wirtschaftlichen Verbänden, Vereinen und Instituten, die den Verhältnissen und dem Charakter eures Volkes entsprechen.“ (48)

  • t

    Markus Patenge

Quelle
  • Y

    Quelle: Pius XII.: Enzyklika Evangelii praecones über die katholischen Missionen (02.06.1951), in: Glazik, Josef (Hg): Päpstliche Rundschreiben über die Mission von Leo XIII. bis Johannes XXIII., Münsterschwarzach 1961, 37-53.

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