Lars Bruhn und Jürgen Hohmann vom Zentrum für Disability Studies (ZeDiS) hatten mich am 21. Januar 2020 nach Hamburg eingeladen. Ich sprach zum Thema „’Manche behandeln mich wie einen Geist‘ – Mit Behinderung(en) in Nigeria und Brasilien leben.“ Der Vortrag sollte soweit wie möglich barrierefrei sein.

Keine zu langen, komplizierten Sätze bilden, Fachbegriffe erklären, das Gesagte an Beispielen veranschaulichen – das sind sicher Dimensionen von Barrierefreiheit. Doch Barrierefreiheit heißt auch, sich jeweils neu auf spezifischen Kontext einzulassen, in dem ein Vortrag stattfindet. Das Manuskript vollständig auszuformulieren und vorzulesen ist etwa sinnvoll, wenn – wie in Hamburg – Menschen mit eingeschränkter oder fehlender Hörfähigkeit im Publikum sind. Doch barrierefrei ist ein Vortrag nur, wenn er keine Einbahnstraße ist. Besonders lehrreich war daher der Moment, in dem wir mit Hilfe einer Schriftdolmetscherin gemeinsam ins Gespräch kamen. Für mich war das eine Grenzerfahrung, da ich oft zu schnell sprach. Doch die Verlangsamung, das Wiederholen von Gedanken, das Aufeinander-Achten das alles machte die Diskussion auch intensiver und einprägender. Am IWM steht das Thema Barrierefreiheit vor allem im Fokus des Forschungsbereichs „Mission und Gesundheit“. Dabei suchen wir gemeinsam nach heilsamen Perspektiven für Menschen mit und ohne Behinderung.

von Katharina Peetz