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Im Dienst an Schöpfung und Menschheit

Aufruf von Kirchen- und Religionsvertretern zu einem verbindlichen Klimaabkommen in Paris

Seit 30. November sind beim UN-Klimagipfel in Paris die Verhandlungen über ein neues Klimaabkommen in Gang. Nur wenig dringt derzeit über den Verlauf der Gespräche nach außen. Ein endgültiges Ergebnis ist wohl nicht vor Ende der Verhandlungen am 11. Dezember zu erwarten. Die Zeit jedenfalls drängt. Papst Franziskus hat darauf hingewiesen, dass ein Scheitern der Verhandlungen einer Katastrophe für die Menschheit gleichkäme.
© Aleks van Sputto
Doch nicht nur Papst Franziskus, der in seiner Enzyklika „Laudato Sí“ besonders eindringlich zu mehr Einsatz für Umwelt, Klima und soziale Gerechtigkeit aufruft, drängt auf konkrete Ergebnisse. Wie noch bei keiner der vorigen Klimakonferenzen haben sich kirchliche Vertreter und Organisationen diesmal organisiert und zu Wort gemeldet, um ein Bewusstsein für die Dringlichkeit der Situation zu schaffen und Druck auf Entscheidungsträger für ein nachhaltiges Abkommen auszuüben.

 

Auf der Webseite der deutschen „Konferenz Weltkirche“ findet sich eine Sammlung einiger Beispiele.

In einer gemeinsamen Erklärung betonen die evangelische und katholische Kirche Deutschlands die Notwendigkeit, in Fragen der Umweltpolitik wieder „internationale Handlungsfähigkeit“ zu erlangen: „Als Kirchen rufen wir […] die Staats- und Regierungschefs, Delegationen, Verantwortlichen vor Ort und letztlich alle Mitbürgerinnen und Mitbürger auf, sich um der Zukunft der Menschheit und der Bewahrung der Schöpfung willen für einen wirksamen Klimaschutz einzusetzen.“ Von Paris müsse, so die Erklärung, eine neue Dynamik ausgehen, in der Europa und Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen könnten.

 

Ein Bericht der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) fordert im Sinne einer „ökologischen Umkehr“ eine „Abkehr von einer ausschließlich profitorientierten Marktwirtschaft hin zu einer sozialen, ökologischen Marktwirtschaft, die sich vor allem am Gemeinwohl und am menschlichen Gedeihen“ orientiert und nennt zur Ermutigung und Orientierung beispielhafte Aktivitäten und Aktionen der katholischen Kirche im Bereich Klimaschutz.

 

Ein Positionspapier von CIDSE, eines internationale Zusammenschlusses katholischer Entwicklungsorganisationen, fasst die Forderungen, die sich aus der Enzyklika Laudato Sí für die Weltklimakonferenz ergeben, systematisch zusammen. Die Regierungen werden aufgerufen, „bei ihren politischen Entscheidungen die moralischen Aspekte stärker zu berücksichtigen und die Ärmsten, die am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden, in den Mittelpunkt zu stellen.“

 

Aus weltkirchlicher Perspektive besonders interessant ist ein Aufruf an die Verhandlungsparteien der Vorsitzenden der kontinentalen Zusammenschlüsse der verschiedenen Bischofskonferenzen. Die Kardinäle, Patriarchen und Bischöfe fordern darin die Umsetzung eines Zehn-Punkte-Maßnahmeplans, der zwischen dem Klimawandel, der „sozialen Ungerechtigkeit“ und insbesondere der „Ausgrenzung der Ärmsten und Gefährdetsten unserer Mitmenschen einen Zusammenhang herstellt“. Das Papier ruft dazu auf, „nicht nur die technische, sondern besonders auch die ethische und moralische Dimension des Klimawandels zu berücksichtigen“ und zu akzeptieren, „dass das Klima und die Atmosphäre globale Gemeingüter sind, die allen gemeinsam gehören und für alle geschaffen sind.“ Ausdrücklich wird ein „gerechtes, transformierendes und verbindliches globales Abkommen“ gefordert, welches die Notwendigkeit anerkennt, „im Einklang mit der Natur zu leben und die Durchsetzung der Menschenrechte für alle zu garantieren, einschließlich der indigenen Völker, Frauen, Jugendliche und Arbeiter“.

 

Ein beachtliches Dokument ist auch eine gemeinsame Erklärung von 154 Religions- und Glaubensvertreter(inne)n, in der die „entscheidende Bedeutung“ der Konferenz von Paris für das „Wohl der gesamten Menschheit“ unterstrichen und die Notwendigkeit „generationenübergreifender Verantwortung“ sowie „individueller und struktureller Transformationen“ betont wird. Die Erklärung verlangt eine „faire und ambitionierte globale Übereinkunft, die für alle Länder verbindlich ist“, und ruft insbesondere „die G20, alle OECD-Staaten, Länder mit hohen Einkommen und weitere Länder mit hohen Treibhausgasemissionen“ auf, „sich zur umfassenden Unterstützung derjenigen Länder und Menschen zu verpflichten, die selbst nicht über ausreichende Ressourcen und Fähigkeiten verfügen“.

 

Ebenfalls noch im Vorfeld der Konferenz veranstaltete ein ökumenisches Bündnis deutscher Kirchen einen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit, der von Flensburg bis Paris führte, verschiedene spirituelle und politische Stationen miteinander verband und ein deutliches Zeichen für die Notwendigkeit eines verbindlichen und solidarischen Klimaabkommens zu setzen versuchte.

 

Die Aufrufe und Initiativen zeigen das wachsende Bewusstsein in christlichen Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften um ihre besondere Verantwortung für den Schutz des Lebens und seiner Grundlagen auf unserem Planeten. Sie bieten wohl auch eine Chance für die Intensivierung ökumenischer und interreligiöser Verständigung und Zusammenarbeit im Dienst an der Menschheit.

 

Welche Wirkung die Appelle haben werden, bleibt abzuwarten. Ein ermutigendes Zeichen ist das wachsende Bewusstsein innerhalb der Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften allemal.

  • t

    Sebastian Pittl

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