Die Konferenz diente der kritischen Würdigung von Forschungsergebnissen aus den Bereichen Religion/Religionsgemeinschaften und Schule/Religionsunterricht, die anhand empirischer Erhebungen zustande gekommen waren und bei denen es darum ging, positiven Narrativen und Framings von Flucht und Integration auf die Spur zu kommen, um daraus einen Leitfaden zu erstellen. Entsprechend heißt es in der Vorstellung der Thesen, die den rund 60 geladenen Expertinnen und Experten vorab zugesandt wurden:
„Positive Narrative und Framings für Flucht und Integration zu entwickeln bedeutet also weder Bagatellisierung noch Schönfärberei, sondern konfrontiert zunächst immer auch mit den Fragen nach den Ursachen für die Probleme und Katastrophen. Auf diese Weise kann es gelingen, den Ereignissen und Erfahrungen im Umfeld von Flucht und Integration Sinn abzuringen, dafür Kriterien zu entwickeln und daraus resultierende Aufgaben zu identifizieren.“
Die Methode der Tagung hatte zum Ziel, Forscher, Studierende, Praktiker und Experten miteinander in einen konstruktiven Austausch zu bringen. Da der Austausch in Kleingruppen intensiver stattfinden kann als im Plenum, saßen die Teilnehmer an Tischgruppen zu je acht Personen. Die Namensschilder der Teilnehmer hatten verschiedene Farben, aus denen ersichtlich war, ob es sich um Personen aus der Forschung oder aus der Praxis handelte. Die Platzwahl war frei, sollte aber so erfolgen, dass dabei gemischte Gruppen entstanden. Dem an den Tischgruppen verteilten Plenum wurden sodann mehrere kurze Impulse vorgetragen, die die geleistete Forschungsarbeit illustrierten oder aber Anregungen enthielten, wie in verschiedenen Bereichen die Entwicklung positiver Narrative gefördert werden kann. Auf die kurzen Illustrationen und Vorträge folgte jeweils eine Respons-Phase, in der sich die Tischgruppen austauschten und Ideen, Kritik sowie Elemente für den zu erstellenden Leitfaden auf Moderationskarten festhielten, die nach einem kurzen Austausch im Plenum an Stellwänden angeheftet wurden.
Der erste Konferenztag war der Diskussion der Forschungsergebnisse des Teilprojekts „Religiöse Gemeinden und Gemeinschaften“ gewidmet. Studierende hatten in christlichen, jüdischen und muslimischen Gemeinden unter Anleitung von Assoz. Prof. Mag. Mag. Dr. Regina Polak MAS Daten erhoben, die mit Hilfe einer induktiven, inhaltsanalytischen Auswertung nach Philipp Mayring ausgewertet worden waren. Im Zentrum stand dabei die Frage, was Geflüchtete und Flüchtlingsbegleiter voneinander lernen können. Obwohl zahlreiche Elemente wie Gastfreundschaft, Umgang mit Zeit, zwischenmenschliche Nähe und Empathie, Rolle und Stellung der Frau, Selbstreflexion usw. identifiziert werden konnten, anhand derer die genannten Gruppen voneinander lernen können, war der Austausch zwischen Praktikern und Experten von einer gewissen Skepsis getragen, ob das alles genügen könne, um den negativen Narrativen vom Fremden zu begegnen und tatsächlich etwas zu verändern.
Am Mittwochvormittag beschäftigte sich die Konferenz mit den Ergebnissen der Erhebungen im Bereich Schule/Religionsunterricht. Verantwortet wurde dieser Teil des Forschungsprojekts von Univ.-Prof. Mag. Dr. Andrea Lehner-Hartmann und Universitätsassistentin post doc Viera Pirker. Anders als im Fall der Gemeinden, bei denen zwar die Engagierten und die Geflüchteten für sich genommen sehr viel lernen können, die Außenwirkung dieses Lernprozesses aber fraglich bleibt, wurde in den Ausführungen über die Schulen das Potenzial deutlich, das diese mit Blick auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse besitzen. So müssen hier die betreffenden Gruppen, die miteinander in Dialog gebracht werden sollen, nicht erst zur Begegnung motiviert werden. Diese ergibt sich vielmehr organisch aus dem Umstand, dass sich die verschiedenen Bevölkerungsgruppen in der Schule ohnehin begegnen. Die Rolle der Religionslehrerinnen und -lehrer wurde in diesem Zusammenhang dennoch problematisiert. Tatsächlich werden sie zwar häufig für ihr soziales Engagement geschätzt, ihre Kompetenz in Sachen Religion und ihre Eignung als Brückenbauer zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen wird dagegen häufig übersehen.
Der Mittwochnachmittag war der europäischen Perspektive auf der Ebene der Kirchen sowie der Gesellschaft gewidmet. Auf beidenen Ebenen zeigten sich enorme Unterschiede zwischen Ost- und Westeuropa, wie sie aus den Markokontexten über die Medien ja bekannt sind. Die Impulse aus diesem Bereich haben die Dringlichkeit des Forschungsanliegens noch einmal deutlich vor Augen geführt.
Im Nachgang der Tagung geht es nun darum, Kritik, Anregungen und Ideen aufzugreifen und mit Blick auf den Leitfaden zu reflektieren. Die Veranstalterinnen der Tagung haben signalisiert, dass sie dazu gerne erneut auf die Expertise der Teilnehmer rekurrieren, sofern diese die Möglichkeit haben und dazu bereit sind, den weiteren Verlauf des Forschungsprojekts zu begleiten.