Forschungsreise in Chile: Besuch von historischen Missionsstationen mit Dr. Markus Scholz in der Umgebung der Araukanie
Im Rahmen seines Forschungsprojektes am IWM ist Dr. Markus Scholz zu Gast in Chile. Auf Einladung von Prof. Mario Fabregat und Prof. Jaime Flores von der Universidad de la Frontera in Temuco nahm er an einem zweitägigen Workshop (Globale Prozesse, lokale Auswirkungen: Städte und Missionare in La Frontera) teil, während dem er einen Vortrag gehalten hat.
Dr. Markus Scholz geht in seinem Vortrag über „Bayerische Missionare in der Araukanie: Das geistige und kulturelle Gepäck und die Auswirkungen in Chile und Europa“ auf die bayerischen Kapuziner ein, die in der Region tätig waren und deren Missionssammlung sich in Altötting befindet. Darunter auch Ritualobjekte aus dem Nachlass eines verstorbenen Schamanen, die nach heutigem Verständnis als „kulturell sensibel“ eingestuft werden müssen.
Wie angemessen damit umzugehen ist, muss nun durch weitere Forschung und im Dialog mit der Herkunftsgemeinschaft geklärt werden.
Und genau dieses Thema um die bayerischen Missionare wird Dr. Markus Scholz auf mehreren Exkursionen vor Ort in die nähere und weitere Umgebung der Araukanie weiter verfolgen. Er besucht historische Missionsstationen, aus denen zum Teil eigene Dörfer oder Städte hervorgegangen sind und die eng mit den bayerischen Kapuzinern verbunden sind. Wir gehen mit ihm auf Reise:
Blick auf das heutige Puerto Saavedra.
Ein Ladengeschäft in der Stadt Nueva Imperial in einem 1923 erbauten Haus, als die Kolonisation der Araukanie noch voll im Gang war.
Zentraler Platz der einstigen Stadt Toltén, die 1960 vom stärksten, jemals gemessenen, Erdbeben zerstört wurde. Die Zierpalmen, mit denen der Platz früher gestaltet war, sind nachgewachsen. Die Stadt war im Zuge der Kolonisation aus militär-strategischen Gründen angelegt worden. Nach dem Erdbeben wurde sie an anderer Stelle wieder aufgebaut.
Erinnerung an Bruder Servulus von Gottmannshofen, der in Puerto Saavedra wirkte….
…und unterhalb dieses Friedhofs eine erste Mission errichtet hatte.
Santuario Virgen del Tránsito in Metrenco in der Umgebung von Temuco. Die Kirche ist der Gnadenkapelle nachempfunden, die die bayerischen Kapuziner in Altötting betreuten.
Puerto Domínguez am Budi-See. In dieser Mission war P. Ernst Wilhelm von Mösbach tätig. Er ist vor allem dadurch bekannt, dass er die detaillierten mündlichen Ausführungen des Mapuche-Lonko Pascual Coña zu seiner Lebensgeschichte und zur traditionellen Kultur der Mapuche transkribierte und ins Spanische übersetzte, woraufhin eine zweisprachige Version veröffentlicht wurde, die heute noch gerne von Ethnolog:innen als Quelle genutzt wird.
Auf der Giebelwand ist das Wappen des Apostolischen Vikars Guido Beck zu sehen. Bezeichnenderweise hat er die chilenische Flora integriert. Die roten Blüten sind Copihue-Blumen und die „Tanne“ unten links ist eine Araukarie. Die Stadt Villarrica selbst war übrigens eine frühe kolonialspanische Gründung, wurde dann aber von den Mapuche zerstört und erst 300 Jahre später von den Chilenen wieder aufgebaut.
Die zweite Kirche der Mission San Sebastián de Panguipulli. In der Region Panguipulli gab es vor Errichtung der Mission1903 durch die bayerischen Kapuziner nur einen deutschstämmigen Siedler. Die erste Kirche brannte allerdings ab. 1947 wurde hier die zweite noch bestehende Kirche gebaut von Pater Bernabé Gutknecht von Luzern (1907-1987).
Innenansicht der Kirche.
Außenansicht einer anderen Missionskirche: San Antonio de Padua de Pelchuquín. Eine erste Kirche war bereits 1874 von italienischen Kapuzinern errichtet worden, die von 1848 bis 1896 in der Araukanie tätig waren. Nach einem Brand erfolgte 1920 die Restaurierung unter den bayerischen Kapuzinern, 1948 eine weitere Restaurierung.
Innenansicht der Kirche. Wie überall in der Region wurde auch hier vor allem mit Holz gebaut.
- Wissenschaftlicher Mitarbeiter – Missionsgeschichtliche Sammlungen