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Amoris Laetitia – Stimmen aus der Weltkirche

Am 8. April 2016 wurde das nachsynodale apostolische Schreiben Amoris Laetitia von Papst Franziskus der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Schreiben rekurriert auf Beratungen und Ergebnisse der beiden Bischofssynoden von 2014 und 2015 zu den pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IWM haben im Folgenden eine Auswahl der internationalen Kommentare und Reaktionen zum Dokument zusammengestellt, die eine vorläufige Einordnung in weltkirchlicher Perspektive ermöglichen soll.
Afrika
Offizielle kirchliche Rückmeldungen zur päpstlichen Exhortation gibt es auf dem afrikanischen Kontinent bisher nur vereinzelt. Einen ersten Überblick über das Dokument bietet etwa die Homepage der kongolesischen Bischofskonferenz. Eine umfassendere und äußerst positive Reaktion erfolgte bereits einen Tag nach der Veröffentlichung durch den Erzbischof von Pretoria, William Slattery, als Sprecher der südafrikanischen Bischöfe: Das Dokument atme den Geist des Evangeliums, sei konkret und voll von Gnade; sein Anliegen sei es, Ehe und Familienleben zu stärken, betont er gleich zu Beginn seiner Stellungnahme. Auch der Erzbischof von Kapstadt und Vorsitzender der Bischofskonferenz Südafrikas, Stephen Brislin, zeigte sich zutiefst erfreut über Amoris laetitia: Der Online-Tageszeitung Daily Maverick gegenüber führt er lobend an, dass das nachsynodale Lehrschreiben zur pastoralen Unterscheidung der verschiedenen Lebenssituationen der Menschen aufruft und spricht weiter von einer „Demut des Realismus“.

 

Zugleich gibt es zweifelsohne auch skeptische Stimmen zum Schreiben des Papstes. In einem Artikel der wichtigsten Tageszeitung Simbabwes, The Herald, wird Amoris laetitia vor allem als Kompromissdokument kritisiert, in dem sich der Pontifex zudem über die für Afrika dringliche Thematik der künstlichen Empfängnisverhütung oder die Problematik des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Kleriker und Ordensleute ausschweige. Auch was die Haltung der Kirche gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften angeht, fehle es dem Text an Entschlossenheit, den bisherigen Kurs der Kirche weiterzutragen. In einem Beitrag zum Sendschreiben des Papstes in der Online-Tageszeitung The Citizen (Tansania) wird hingegen Enttäuschung deutlich, dass das Kirchenoberhaupt gerade in diesem Punkt nicht weiter gegangen ist – auch wenn die zurückhaltende Positionierung nicht wirklich überraschend sei.

 

Weitere Meldungen zur Exhortation aus dem östlichen Afrika kommen aus Kenia. Während Amoris laetitia bereits unmittelbar nach der Veröffentlichung auf dem Nachrichten-Portal „Standard Digital“ als nächster Schritt von Papst Franziskus auf dem Weg der Reform gewürdigt wurde, ist auch ein Kommentar in der kenianischen Tageszeitung Daily Nation eine Woche später von der Wirkkraft des Apostolischen Schreibens überzeugt. Insbesondere was den Umgang mit Geschiedenen angeht, sei hier ein wichtiger Richtungswechsel zu erkennen, den es fortan von den einzelnen Gläubigen mitzutragen gilt.

Asien
Kardinal Oswald Gracias (Erzbischof von Mumbai und Präsident der FABC) hat der AsiaNews eine Stellungnahme gegeben: Er betont, dass das Schreiben ein Geschenk für die Kirche und die asiatischen Familien und Gesellschaften ist. Hervorgehoben wird, dass sich Franziskus in der Tradition von Benedikt XVI und Johannes Paul II befindet und unter keinen Umständen mit der kirchlichen Lehre gebrochen wird. Das Schreiben ist eine Einladung zu mehr Barmherzigkeit und Zärtlichkeit in der Pastoral. Auf die irregulären Situationen wird nicht eingegangen, vielleicht weil der Kardinal festhält, dass in Asien die Familien traditionell sehr stark zusammenhalten. Hervorgehoben wird, dass Familien nur dann gedeihen können, wenn sie von der Gesellschaft unterstützt werden. Schließlich bittet der Kardinal darum, dass die Seminaristen das Dokument intensiv studieren.

 

Im Namen der philippinischen Bischofskonferenz hat Erzbischof Socrates Villegas (Erzbischof von Lingayen Dagupan und Präsident der CBCP) eine Erklärung veröffentlicht. Besonders hervorgehoben wird, dass Franziskus Wert auf die verschiedenen Kontexte legt; allerdings heißt es auch hier, dass Franziskus die kirchliche Lehre nicht verändert. Der Papst möchte demgegenüber die Praxis der Kirche mit den Menschen verändern, indem Barmherzigkeit zum Zeichen der Kirche wird. Diese Barmherzigkeit schließt unter Umständen auch den Eucharistieempfang von Menschen in irregulären Situationen ein. Die Bischöfe der Philippinen wollen an Richtlinien arbeiten, um das Schreiben in den Diözesen zu implementieren. Da „Barmherzigkeit aber nicht warten kann“, sind schon jetzt alle dazu aufgerufen, diejenigen aufzusuchen, die sich in schwierigen Situationen befinden und das Gefühl haben, in der Kirche nicht willkommen zu sein. Diesen Menschen soll man mit offenen Armen entgegen gehen und ihnen zeigen, dass auch sie ihren Platz in der Gemeinschaft der Gläubigen haben.

Europa
Bei seiner Präsentation des Dokumentes in Genua würdigte Kardinal Angelo Bagnasco, Erzbischof von Genua und Präsident der italienischen Bischofskonferenz (CEI), das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia. Bereits der Titel „zeigt die Breite der Thematik“ und „die pastorale Sorge, die daraus hervorgeht“, denn „der Papst erinnerte daran, dass das Nachdenken über die Realität der Familie impliziere, auch die entscheidende Frage der menschlichen Liebe zu thematisieren, die im familiären Kern ihre menschlichste Form findet und im Sakrament der Ehe den Höhepunkt ihrer Bedeutung und ihrer Gnade.“ Die Ermahnung, erklärte er, „ist wie ein großes Fresko, wo wir klare und scharfe Farben finden – nämlich die Botschaft des Wortes Gottes und das Lehramt der Kirche – zusammen mit weichen Farben, die eine Komplexität zum Ausdruck bringen, die die Gabe der Unterscheidung verlangt.“ Die ganze Thematik sei eingebettet in einen „Rahmen der Gnade und der Barmherzigkeit Gottes“. Die notwendige Unterscheidung erfolge auf der Grundlage von „Kriterien spiritueller, moralischer und seelsorglicher Natur“. Besonderes Feingefühl verlange die Situation der wiederverheirateten Geschiedenen. Die notwendige Unterscheidung, die jeder Priester besonders im Beichtstuhl haben müsse, könne nie getrennt werden vom evangelischen Anspruch der Wahrheit und der Liebe sowie von der Lehre der Kirche, so Bagnasco.

 

Der Theologe und Jesuit Giacomo Costa (Aggiornamenti sociali) unterstreicht in einem Online-Beitrag die Güte und Gelassenheit des Textes (dolcezza e pacatezza). Er verwehre sich gegen abstrakte Abhandlungen dieser Thematik und lege Wert auf die Unterscheidung der Geister (discernimento), die auf Aufmerksamkeit, Zuhören und Dialog basiere. Bemerkenswert findet Costa, dass die Instanz des Gewissens hervorgehoben werde. Die differenzierte Wahrnehmung Franziskus’, die auch vor einer selbstkritischen Haltung nicht scheut („Wir, die Kirche, haben Ehe und Familie zu lange als ein abstraktes Ideal gepredigt“), lasse Raum für weitere Diskussionen.

 

Der Sakramententheologe Andrea Grillo unterstreicht in einem positiven Kommentar die Unabgeschlossenheit des christlichen Denkens, die in Amoris laetitia zum Ausdruck komme. Franziskus nehme eine positive Sicht auf die menschliche Liebe ein und legitimiere die Verschiedenheit an Interpretationen. Das Barmherzigkeitsprinzip werde bemerkenswert als „Dachbalken“ der Kirche installiert. Insgesamt komme im nachsynodalen Schreiben eine neue Sprache und ein neues Paradigma für das Lehramt zum Ausdruck.

Lateinamerika
Die Reaktionen der lateinamerikanischen Bischofskonferenzen auf die Veröffentlichung von Amoris Laetitia sind durchgehend positiv. Rodrigo Aguilar Martínez, Bischof von Tehuacán, betont auf der Homepage der mexikanischen Bischofskonferenz den warmherzigen Stil des Schreibens. Amoris Laetitia sei eine „postive, zugleich zärtliche und motivierende Exhortation, in der sich alle Familien angesprochen fühlen können, sowohl diejenigen, die danach trachten ein Leben gemäß dem Geist Jesu Christi in seinem Evangelium zu führen als auch diejenigen, die verwundet, verwirrt oder entmutigt sind.“ Das Schreiben sei „keine Verurteilung von denen, die die Liebe nicht perfekt oder auf verdrehte Weise leben, sondern stellt eine Motivation dar, auf dem Weg der natürlichen und sakramentalen Ehe weiter voranzuschreiten, damit sich die Erwartungen und Träume erfüllen und die Freude der Lieben zu ihrer Vollendung gelangt“. Ausdrücklich ruft Martínez auf, sich von der Freude des Papstes anstecken zu lassen: „Der Papst hat Gefallen daran, mit Freude zu leben: Er hat bereits über die Freude des Evangeliums gesprochen. Jetzt spricht er über die Freude der Liebe. Lassen wir uns davon verführen, das heißt zuletzt nicht vom Papst selbst, sondern von Gott, der über den Papst unser Leben erneuern möchte.“

 

Die chilenische Bischofskonferenz spricht in zwei kurzen Stellungnahmen davon, dass Amoris Laetitia dazu auffordere, „alle Familien, wie auch immer ihre konkreten Lebensrealitäten sein mögen, zu begleiten und zu integrieren“. Das Dokument werfe einen „offenen und grundlegend positiven Blick“ auf die Lebensrealität der Menschen, der „sich nicht von Abstraktionen oder idealistischen Wunschprojektionen nährt, sondern von einer pastoralen Hinwendung zur Realität“. Die chilenischen Bischöfe attestieren dem Dokument, dass es aus einer tiefen Erfahrung spricht. Es verrate die Perspektive von Menschen, „die aus Erfahrung wissen, was es bedeutet, Familie zu sein und viele Jahre zusammenzuleben“. Besonders unterstreichen die chilenischen Bischöfe in diesem Zusammenhang die bereits vor einiger Zeit von Papst Franziskus durchgeführten Erleichterungen bei den Verfahren zur Eheannullierung.

 

Die ecuadorianische Bischofskonferenz wies darauf hin, dass die päpstliche Exhortation dazu anrege, den Blick weniger auf die Probleme als auf die besonderen Gaben der Ehe und der Familie zu richten. Liebe, Großzügigkeit , Treue, Geduld und Freude stünden im Mittelpunkt des Schreibens. Der Papst rufe die Familien dazu auf, ein „Zeichen der Barmherzigkeit und Nähe“ gerade dort sein, „wo sich das familiäre Liebe nicht in idealer Weise oder nicht in Frieden und Freude realisiert“.

 

Im Rahmen ihrer 111. Vollversammlung verfassten die argentinischen Bischöfe anlässlich des Erscheinens von Amoris Laetitia ein kurzes Dankschreiben an Papst Franziskus. Sie bringen darin zum Ausdruck, dass die Exhortation neue pastorale Perspektiven eröffne und versichern dem Papst ihre „entschlossene und herzliche Aufnahme“ von all dem, was in dem Schreiben vorgeschlagen wird. In Bezug auf das Pontifikat Franziskus’ im Allgemeinen heißt es: „Sie lehren uns vieles, nicht nur durch ihre Worten, sondern insbesondere auch durch ihre Gesten. Wir identifizieren uns mit diesem kirchlichen Stil, der geprägt ist von Genügsamkeit, Sensibilität für die Leiden des Volkes, einer großzügigen Disponibilität und einer Kultur der Begegnung“.

 

In lateinamerikanischen Nachrichtenportalen werden unterschiedliche Aspekte des Lehrschreibens hervorgehoben. So wird etwa auf die lateinamerikanischen Einflüsse der Exhortation hingewiesen. „Begleiten, Unterscheiden und Fragilität integrieren“ werden als die drei Leitkonzepte des Schreibens identifiziert. Manche Medien unterstreichen, dass sich an der Lehre der Kirche nichts Wesentliches geändert habe. Ebenso finden sich Hinweise, die das Erscheinen des Schreibens mit der nur wenige Stunden davor verkündeten Entscheidung des kolumbianischen Höchstgerichts, gleichgeschlechtliche Ehen als verfassungsgemäß zu betrachten, in Zusammenhang bringen.

Nordamerika
Massimo Faggioli, Professor für die Geschichte des Christentums, spricht in der US-amerikanischen The Huffington Post von einer pastoralen Wende der Lehre bezüglich Liebe, Ehe und Familie. Amoris Laetitia sei „ein Dokument von Papst Franziskus, aber auch von Franziskus’ Kirche“. Es gebe „einige klare Schritte nach vorn, aber auch Zögern und Kompromiss, und schließlich Schweigen über Punkte, die noch einer Reifung in der Unterscheidung der Kirche bedürfen.“ Es sei ein klarer Schritte nach vorne, dass Franziskus das Primat der Pastoral gegenüber der Lehre und dem Gesetz behauptet. Nicht alle doktrinalen, moralischen und pastoralen Fragen müssten vom Lehramt geklärt werden (Nr. 3). Als besonders bedeutsam sieht Faggioli die Nr. 36–38: Manchmal habe die Kirche die prokreative Seite gegenüber der unitiven zu sehr betont und damit die Ehe unattraktiv werden lassen. Indem die Kirche zu sehr auf doktrinale, bioethische und moralische Fragen beharrte, habe die zu viel Energie auf die Verurteilung der verfallenden Welt gelegt und sich zu wenig um das Aufzeigen der Wege des Glücks gekümmert. Die pastorale Wende komme in Nr. 304 zum Ausdruck: „Es ist kleinlich, nur bei der Erwägung stehen zu bleiben, ob das Handeln einer Person einem Gesetz oder einer allgemeinen Norm entspricht oder nicht, denn das reicht nicht aus, um eine völlige Treue gegenüber Gott im konkreten Leben eines Menschen zu erkennen und sicherzustellen.“ Kompromisse habe Franziskus bei der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen gesucht: Er erwähne die geistliche Kommunion nicht, die bisher nahegelegt wurde. In Nr. 243 wendete er sich gegen den Exklusivismus, der den Betroffenen den Eindruck der Exkommunikation vermittelt. In den nicht-ehelichen Vereinigungen sehe Franziskus eine Gelegenheit der Begleitung zur Ehe (293). Geschwiegen werde in dem Dokument weitgehend über den Umgang der Kirche mit Homosexuellen: AL wiederhole lediglich, dass niemand verurteilt werden darf, bleibe aber ansonsten beim Katechismus. Die Thematisierung der Frauen- und Genderfragen in der Kirche bildeten wie in der Synode den schwächsten Teil des Schreibens. Franziskus verweise im Wesentlichen auf das Erbe von Paul VI. und Johannes Paul II., vor allem mit Blick auf die Verhütung (Nr. 68 + 82).

 

Insgesamt entspreche AL den Erwartungen derer, die von Papst Franziskus einen neuen Umgang mit Fragen zu Ehe und Familie erhofft haben, es enttäusche aber jene, die radikale Veränderungen erwartet haben. Die Veränderungen für die wiederverheirateten Geschiedenen müssten sich in der seelsorglichen Handhabung von Bischöfen und Priestern bei der Umsetzung des Dokuments zeigen. Franziskus halte fest an der De-Ideologisierung des Lehramts, am Weg zu mehr Inklusivität und zu mehr Barmherzigkeit. Für Faggioli habe es noch nie solch eine postsynodale Exhortation und auch noch nie eine so authentische Synode wie jene von 2014-2015 gegeben; es gelte abzuwarten, wie AL angenommen wird.

Osteuropa
Von dem Präsidenten der Internationalen Bischofskonferenz der Heiligen Kyrill und Method, Bischof Ladislav Nemet aus Zrenjanin (Serbien), stammt die erste Pressemeldung in ungarischer Sprache über das neue päpstliche Schreiben Amoris Laetitia. In seiner Pressemitteilung gab Bischof Nemet – zeitgleich mit der Pressekonferenz in Vatikan – die Kernbotschaft von Amoris Laetitia bekannt: „Das heute erschienene Dokument behandelt die Familie nicht als einen Idealbegriff, sondern es zieht die verschiedensten Erscheinungsformen und Verwirklichungen des Familienlebens in Betracht. (…) Auch wenn die Lehre weiterhin gilt, setzt sich dieses Dokument mit den unterschiedlichsten Formen gemeinschaftlicher Beziehungen klar auseinander, die für unsere Gesellschaft von Bedeutung sind: Alleinstehenden, Verwitweten, Wiederverheirateten-Geschiedenen, gleichgeschlechtliche Beziehungen.“ Diese Pressemeldung der internationalen Bischofskonferenz der Balkanländer erschien auch in kroatischer Sprache und wurde von den verschiedensten Pressestellen in Serbien und in Kroatien übernommen.

 

Überraschend schnell reagierte auch die Rumänische Bischofskonferenz (ebenfalls eine Diasporakirche) auf die Erscheinung des neuesten nachsynodalen Schreibens von Papst Franziskus. Der Generalsekretär Francisc Ungureanu macht die katholische Kirche in Rumänien darauf aufmerksam, dass der Papst sich in seinem Schreiben ganz ungewöhnlich auf einen Film Babette’s Fest und auf nicht katholische Persönlichkeiten, wie Martin Luther King oder Erich Fromm bezieht. Hervorgehoben wird noch, dass sich das neue Dokument vor allem nicht aus der Abstraktheit speist, um den Familien Orientierung für ein gelungenes Leben anzubieten, sondern die pastorale Achtsamkeit und eine sensible Hinwendung zur Realität zeichnet das neue Dokument aus.

 

Erst in den Abendstunden (am Tag der Veröffentlichung) konnte man aus der ersten Pressemitteilung der Ungarischen Bischofskonferenz entnehmen, dass der Familienbischof in Ungarn mit einem Ehepaar zusammen im Rahmen einer Pressekonferenz das neue Apostolische Schreiben des Papstes vorgestellt hat. Dabei betonte Familienbischof László Bíró: „Dem Papst ist es bewusst, dass man nicht nur von der Ehe als Ideal sprechen kann, sondern es gibt in der Tat auch das Verhalten, das diesem Ideal immer näher kommt.“ Der Presse gegenüber meinte Bischof Bíró, dass nicht der Inhalt des neuen päpstlichen Schreibens neu sei, sondern der Stil sei revolutionär und zukunftsweisend. Er gab zu, dass das Schreiben vor allem die Sichtweise forme und keine konkreten Formulierungen enthielte. Das Ehepaar griff auf seine Erfahrung mit Exerzitien zurück und betonte dabei die Bedeutung der spirituellen Begleitung durch die Krisenzeit, die sich bei einer Scheidung einstellt. Die Freude der Geschiedenen, wenn sie die Zuwendung der Kirche erfahren, war immer deutlich und aus dieser Erfahrung kann die Pastoral weiterhin schöpfen.

 

Die nicht kirchlichen Presseorgane aus diesen Ländern greifen etwas mutiger und mit mehr Begeisterung die „heikleren Themen“ auf, wie Homosexualität und Umgang mit Wiederverheirateten-Geschiedenen. Die regierungs- und kirchenkritische Pressestelle, index.hu, macht in Ungarn darauf aufmerksam, dass der Papst keine Diskriminierung der Homosexuellen oder der Wiederverheirateten-Geschiedenen mehr duldet und bezieht sich dabei auf das neueste apostolische Schreiben von Franziskus. Auf einem liberalen, auch eher kirchenkritischen rumänischen Internetportal, digi24.ro, erscheint Franziskus sogar als Beziehungscoach, der in neun Punkten (aus Amors Laetitia) Ratschläge für eine gelungene Beziehung formuliert.

 

Zusammenfassend kann – im Vergleich zu dem großen Interesse für das neue Dokument aus dem Vatikan zum Thema Ehe und Familie im deutschsprachigen Raum – festgestellt werden, dass Amoris Laetitia in Osteuropa kein großes Echo hatte. Ausgewogen, ziemlich leidenschaftslos und auch unkritisch waren die Reaktionen aus den hier in Betracht genommenen Ländern zu dem neuesten nachsynodalen Schreiben Amoris Laetitia.

  • Stellvertretender Direktor / Koordinator der Programme
beck@iwm.sankt-georgen.de
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    Klara Csiszar, Tobias Keßler, Veronika Maierhofer, Markus Patenge und Sebastian Pittl.

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