Die Tagung mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen Kontinenten diente in einem ersten Schritt dazu, die empirischen Ergebnisse zu kontextualisieren. Die Referent:innen Prof. Francis-Vincent Anthony SDB (Asien), Prof. Agbonkhianmeghe Orobator SJ (Afrika), Prof. Carolina Bacher (Lateinamerika), Prof. Miloš Lichner SJ (Osteuropa), Prof. Ziad Fahed (Naher Osten) kommentierten die Ergebnisse durch regionale Analysen. In einem nächsten Schritt wurde eine Verbindung von Kontexten und thematischen Schwerpunkten gesucht, um einen weiteren Beitrag zur Verständigung zu leisten. Dies geschah anhand von sowohl regional als auch an den Fragen „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“ (Dr. Josée Ngalula, Kongo); „Priesterliche Existenz heute“ (Dr. Bernardo Brown, Japan); „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ (Dr. Paula Depalma, Argentinien) und „Sexualität und Partnerschaft“ (Dr. Yuriy Pidlisnyy, Ukraine) orientierten Workshops.
In seiner Eröffnungsreflexion „Thinking and doing Synodality from an intercultural perspective.“ wies P. Dr. Dr. Markus Luber SJ, kommissarischer Leiter des Instituts für Weltkirche und Mission, darauf hin, dass mit der Durchführung der Online-Veranstaltung nicht die Absicht verbunden sei, die Beschlüsse des deutschen Synodalprojektes zu propagieren. Vielmehr sehe er in den Themen zentrale Aspekte eines Reformanliegens, das auch in anderen Ortskirchen durch die empirische Erhebung nachweislich erkennbar sei. Das schließe die Anerkennung von unterschiedlichen Gewichtungen und alternativen Schwerpunktsetzungen nicht aus. Deshalb sei es auch ein Anliegen der Studie gewesen, in Erfahrung zu bringen, welche anderen Themen in verschiedenen Regionen der katholischen Kirche eventuell mehr Aufmerksamkeit verlangten. Er bekräftigte, dass der Austausch als offene Diskussion angelegt sei. Ausgeschlossen sei jedoch das Beharren auf dem Status quo, denn der lasse sich mit der Vision konstitutiver Synodalität von Papst Franziskus nicht vereinbaren. Die Generalsekretärin des KAAD, Dr. Nora Kalbarczyk, legte in ihrem Eröffnungsbeitrag die Beweggründe für die Durchführung der Studie dar. Sie betonte, dass die Reflexion über Synodalität und der Ruf nach Reformen sich nicht von der durch die Realität des Missbrauchs ausgelösten Krise der katholischen Kirche trennen lasse.
Die virtuell durchgeführte Tagung stand unter der Überschrift des interkulturellen Dialogs. Entsprechend hob Pater Luber hervor, dass der kirchliche Austausch und Umgang miteinander kulturelle Sensibilität bei der Betrachtung der einzelnen Themen verlange. Es gelte anzuerkennen, dass Menschen unausweichlich in sozialen Räumen und regionalen Kontexten existierten. Das Zweite Vatikanische Konzil bringe deshalb in LG 23 auch eine Wertschätzung kirchlicher Pluralität zum Ausdruck. Allerdings gäbe es auch eine Tendenz in der Forderung nach Anerkennung von Pluralität, die mit Gleichgültigkeit assoziiert werden könne. Sie verliere den Aspekt der Gerechtigkeit aus den Augen, der keine kulturelle Grenzen kenne. Er könne dort keinen heiligen synodalen Geist erkennen, wo der Ruf nach Pluralität laut wird, um sich die Mühe der Auseinandersetzung zu ersparen, so Pater Luber. Deshalb sei es wichtig, kulturelle Sensibilität zu entwickeln, aber eben auch zu vermeiden, Menschen in kulturelle Käfige zu sperren. Gerade der christliche Glaube bedeute immer auch die Möglichkeit der Überschreitung von kulturellen Grenzen angesichts der transzendenten Berufung.