Tagung „Gewalt und Widerstand“
vom 12.-14.Oktober in Lutherstadt Wittenberg
Vom 12. bis 14. Oktober fand in der Lutherstadt Wittenberg unter dem Titel „Gewalt und Widerstand“ der 8. Workshop „Befreiende kontextuelle Theologien“ statt. Diese internationalen Workshops werden seit 2008 von einem Netzwerk von Wissenschaftler:innen aus unterschiedlichen Disziplinen mit einem doppelten Ziel durchgeführt. Zum einen will es über die Relevanz der Befreiungstheologie und dekolonialer Theologien im Kontext der europäischen Theologie reflektieren und zum anderen Nachwuchswissenschaftler:innen fördern, die ihren Forschungsschwerpunkt auf diese Themen legen.
Der diesjährige Workshop stellte sich den Herausforderungen, die das Begriffspaar Gewalt und Widerstand für die Theologie darstellt. Denn diese konnte sich im Laufe der Geschichte – und auch heute noch – sowohl als Kraft und Quelle des Widerstands erweisen als auch als Legitimation für Gewalt. Wie sähe also eine zeitgemäße Theologie aus, die angesichts des Klimawandels, der gegenwärtig tobenden Kriege und des Wiedererstarkens autoritärer Positionen einen gesellschaftsrelevanten Beitrag leisten will? Diesen Fragen widmeten sich die insgesamt 16 präsentierten Beiträgen des diesjährigen Workshops (s. Programm).
Geleitet von der Frage, warum es Pfingstkirchen gelungen ist, Menschen unter schwierigsten Bedingungen und unter den Vorzeichen der Spätmoderne zur Mobilisierung, zum aktiven Widerstand und zur Transformation zu motivieren, leistete auch Dr. Leandro Fontana (vom IWM) einen Beitrag zu dieser Diskussion. Dabei zeigte er mithilfe performanztheoretischer Ansätze auf, dass diese Kirchen ihren Gläubigen mit ihrer Kriegsführungs-Spiritualität (spiritual warfare) eine Metaphysik an die Hand geben, die ihnen nicht nur bei etwa Kontingenzbewältigung, sondern auch – und primär – bei deren Daseinsbewältigung hilft. Gewonnen wird solche ontologische Sicherheit vermittels einer durch Rituale verleiblichten Ermächtigung des Heiligen Geistes, die diese Menschen zutiefst zur Transformation ihrer Umwelt und nicht zuletzt des eigenen Selbst motiviert, so die aufgestellte These. Alle präsentierten Beiträge werden im Laufe des nächsten Jahres in einem Sammelband veröffentlicht werden.
- ehem. wissenschaftlicher Mitarbeiter – Politischer Pentekostalismus