Gelingende weltkirchliche Zusammenarbeit hängt in allen Diözesen wesentlich vom Engagement der Basis ab. Jahr für Jahr zeigen weltweit unzählige Gruppen in Pfarren, Schulen, Vereinen und anderen Zusammenschlüssen ein beeindruckendes Engagement im Einsatz für globale Gerechtigkeit, Schöpfungsbewahrung und weltkirchliche Solidarität. Gelebte Weltkirche wäre ohne diesen Einsatz nicht denkbar. Dennoch bleibt vieles, was an der Basis geschieht, oft im Verborgenen. Ein schönes Beispiel dafür, wie dieses Engagement sichtbar gemacht werden kann, ist die Verleihung des Florian-Kuntner-Preises durch das
Referat für Weltkirche, Mission und Entwicklungsförderung der Erzdiözese Wien. Bereits zum achten Mal wählte heuer eine vierköpfige Jury aus zwölf Einreichungen drei Hauptpreise aus. Am 8. April fand die Überreichung der Preisgelder statt. Die eingereichten Projekte umfassen ein breites Spektrum an inhaltlichen Schwerpunktsetzungen. Die Palette reicht von Schulkooperationen über die Förderung von Ausbildungs- und Gesundheitseinrichtungen, die Unterstützung von Frauen in schwierigen Verhältnissen, die Arbeit mit Flüchtlingen bis hin zu anwaltschaftlicher Arbeit in Österreich. So vielfältig wie die Projekte sind auch die beteiligten Personen. Schülerinnen und Schüler fanden sich ebenso unter den Preisträgerinnen und Preisträgern wie Studierende, kirchlich Angestellte und ehrenamtlich Engagierte, Rentnerinnen und Rentner.
Die Preisträgerinnen der Schulgemeinschaft Sta. Christiana Frohsdorf (© kathbild.at / Franz Josef Rupprecht)
Die drei Hauptpreise gingen diesmal an zwei Pfarren – die Pfarre Akkonplatz für eine bereits jahrzehntelange Projektpartnerschaft in Nicaragua und die Pfarre Grinzing für die Unterstützung eines Spitalprojektes im Südsudan – sowie an eine Schulgemeinschaft (Santa Christiana Frohsdorf). Die Schule wurde für ihren innovativen Eine–Welt–Unterricht, verschiedene Schulprojekte in afrikanischen Ländern und einem von den Schülerinnen und Schülern eigenverantwortlich geführten Fair-Trade-Stand, der 1-3 mal wöchentlich in der großen Pause geöffnet hat, ausgezeichnet.
Neben der Würdigung der eingereichten Projekte versucht die Vergabe des Preises mit der Erinnerung an das Wirken des Wiener Weihbischofs Florian Kuntner das Gedächtnis eines Pioniers der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit in Österreich zu bewahren.
Florian Kuntner (1933–1994) setzte sich innerhalb wie außerhalb der Kirche entschieden für globale Gerechtigkeit, den Schutz der Menschenrechte und eine Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe aus. Sein engagiertes und mutiges Auftreten in der Öffentlichkeit brachte ihm den Respekt auch von politischen Vertreterinnen und Vertretern ein. Als Nationaldirektor von Missio Austria hatte seine Stimme auch im öffentlichen Diskurs Gewicht.
Die Tanzgruppe Kapunongan sa mag Bisaya sa Austria umrahmte die Preisverleihung (© kathbild.at / Franz Josef Rupprecht)
Der Festredner P. Franz Helm SVD, selbst jahrelang Missionar in Brasilien und derzeitiger Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, unterstrich die hohe Aktualität von Florian Kuntners Kirchenverständnis. Weihbischof Kuntner habe davon gesprochen, dass die Kirche auf den Füßen der Laien stehen müsse. Unerschrocken habe er sich für eine Kirche eingesetzt, die die Zeichen der Zeit wahrnehme und sich zur Anwältin insbesondere der Armen und Schwachen in der Welt mache. Sein Engagement für globale Gerechtigkeit sei angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen aktueller denn je. Wie für Papst Franziskus seien auch für Florian Kuntner die Nähe zu den Menschen, das alltägliche Leben mit und unter ihnen, die Voraussetzung gewesen, um die Botschaft Jesu in der Welt auf glaubwürdige Weise ankommen lassen zu können.
Das beeindruckende Engagement, das sich in den eingereichten Projekten zum Ausdruck bringt, zeigt, dass das Wirken Florian Kuntners in Wien nachhaltige Spuren hinterlassen hat.
In der Initiative des Florian-Kuntner-Preises bringen sich zwei Aspekte zum Ausdruck, die heute für die weltkirchliche Zusammenarbeit in wohl allen Diözesen von hoher Bedeutung sind: zum einen den vielen engagierten Initiativen an der Basis Sichtbarkeit und Anerkennung zuteil werden zu lassen, zum anderen auf kreative Weise an die Traditionen der Vergangenheit anzuknüpfen, die der weltkirchlichen Zusammenarbeit heute neue Impulse zu geben vermögen. Von „unten“ und von einer lebendig erinnerten Vergangenheit vermögen wertvolle Impulse für die Erneuerung der weltkirchlichen Zusammenarbeit auch auf institutioneller Ebene auszugehen.