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Entwicklung eines integralen Missonsbegriffs
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    „Ich hoffe, dass alle Gemeinschaften dafür sorgen, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um auf dem Weg einer pastoralen und missionarischen Neuausrichtung voranzuschreiten, der die Dinge nicht so belassen darf, wie sie sind. (…) Versetzen wir uns in allen Regionen der Erde in einen ‚Zustand permanenter Mission‘.“ (EG 25)
Papst Franziskus erhofft von der dynamischen Kraft der Mission den Aufbruch der Kirche (vgl. EG 19-49). Bemerkenswert ist es, wie häufig und ohne jeglichen Vorbehalt er den Begriff „Mission“ verwendet. Ein Begriff, der im profanen Sprachgebrauch unseres Jahrhunderts zwar aussagekräftig verwendet wird, aber als theologischer Terminus immer mehr eliminiert oder durch den Begriff der Evangelisierung ersetzt wird.
Es stellt sich die Frage, ob wir diese Tendenz einfach zur Kenntnis nehmen oder ob wir sie doch besser als eine Herausforderung für die Missionswissenschaft verstehen. Wenn wir bewusst am Begriff der Mission festhalten wollen, müssen wir nicht dementsprechend an einem aktuellen und authentischen Missionsverständnis arbeiten, das seine Lehren aus der Vergangenheit zieht und einen kritisch-prophetischen Beitrag zum Selbstverständnis und zur Praxis der Kirche leistet?
Zur Schärfung seines wissenschaftlichen Profils hat sich das Institut für Weltkirche und Mission in einem eigenen Forschungsprojekt die Entwicklung eines integralen Missionsbegriffs vorgenommen. Es handelt sich dabei um eine missionswissenschaftliche Grundlagenforschung, in der die Aspekte des Dialogs und der Verkündigung bzw. der Diakonia und Martyria, die zumeist einer Dichotomisierung unterworfen worden sind, zu einer sinnvollen Einheit kommen.

Im Forschungsprozess wird die Entwicklung des Missionsverständnisses von einem exklusivistisch geprägten hin zu einem inklusivistisch verstandenen Begriff dargestellt, die – konsequenterweise – auch das sich wandelnde Selbstverständnis der Kirche von „Syllabus errorum“ (1864) zu „Evangelii Gaudium“ (2013) bezeugt. Die Neubestimmung der Kirche durch das II. Vatikanische Konzil und in der Zeit danach wirft auch für das Missionsverständnis Fragen auf, die im Projekt aufgegriffen, reflektiert und der Öffentlichkeit für die Rezeption vorbereitet werden. Zu solchen Fragen zählen z. B. der Stellenwert der Verkündigung im missionarischen Geschehen oder das Verhältnis zwischen Diakonia und Martyria im missionarischen Handeln.
Primäre Indikatoren der Forschung sind die missionarischen Praktiken vor Ort. Die Analyse der konkreten Missionspraxis in den Ortskirchen soll die Grundlage der Begriffsbestimmung bilden. Der Reflexion der empirischen Ergebnisse stehen sowohl kirchliche Dokumente, einschlägige Fachliteratur als auch Erkenntnisse anderer Wissenschaften (Anthropologie, Soziologie, Psychologie) zur Seite.

 

Es wird ein wissenschaftlich fundiertes Missionsverständnis herausgearbeitet, das sich nicht nur von der Praxis inspirieren lässt, sondern auch vice versa das konkrete missionarische Handeln in authentischer Weise inspirieren soll.

 

Dadurch wird erhofft, dass der Missionsbegriff in die Theologie (bestens reflektiert) nicht nur positiv aufgenommen wird, sondern auch eine Aufwertung der Mission bewirkt.

Das drittmittelfinanzierte Forschungsprojekt wurde am IWM zwischen 2014 und 2020 von unserer früheren Mitarbeiterin Prof. Dr. Klara Csiszar durchgeführt. Aus dem Projekt sind verschiedene wissenschaftliche Früchte hervorgegangen, von denen die Folgenden beispielhaft genannt werden:

Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde die IWM-Jahrestagung 2016 „Mission 21 – Das Evangelium in neuen Räumen erschließen“ veranstaltet. Die Teilnehmer und die Teilnehmerinnen der Tagung machten sich auf die Suche nach einem zeitgemäßen Missionsverständnis und ließen sich dabei von dem asiatischen Theologen und Religionswissenschaftler Jonathan Y. Tan inspirieren. Die Projektdurchführende, Frau PD Dr. Klara Csiszar, stellte Aspekte des ganzheitlichen Missionskonzeptes in einem Forum zum Thema Volksfrömmigkeit zur Diskussion. Ein ausführlicher Tagungsbericht befindet sich in unserem Jahresbericht 2015/16.

Beim IWM-Studientag 2017, eine Kooperationsveranstaltung am 9. Dezember 2017 im Haus am Dom (Frankfurt a.M.), wurden das katholische, das landeskirchlich-protestantische und das evangelikale Missionsverständnis ins Gespräch gebracht. PD Dr. Klara Csiszar stellte beim Studientag die Ergebnisse der empirischen Studie zum Missionsverständnis vor. Wenngleich es sich um keine repräsentative Umfrage handelt, zeigte die Projektdurchführende anhand der Ergebnisse, wie Menschen über Mission denken und wie ihr Missionsverständnis mit ihrer persönlichen Religiosität zusammenhängt.

Wie kann Kirche im 21. Jahrhundert missionarisch sein? Mit durchgängig weltkirchlichem Blick werden Erfahrungen aus verschiedenen Kontinenten miteinander ins Gespräch gebracht. Ausgangspunkt ist das Missionsparadigma „missio inter gentes“ von Jonathan Y. Tan, das er vor dem Hintergrund der Minderheitserfahrung asiatischer Christen gewonnen hat: Evangelisierung nicht als Einbahnstraße, sondern als kommunikativer Lernweg zwischen Völkern, Kulturen und Religionen. Der Sammelband dokumentiert die wissenschaftlichen Beiträge der IWM-Jahrestagung 2016, die im Rahmen des Projektes durchgeführt wurde. Die Aufsätze tragen dazu bei, die wissenschaftliche Reflexion über ein neues Missionsverständnis situations- und zeitgerecht voranbringen.

 

Als Abschlusspublikation wurde ein Sammelband mit Ergebnissen des Forschungsprojektes und Beiträgen zum integralen Missionskonzept veröffentlicht. Darunter befinden sich Analysen über die Entwicklung des Missionsbegriffs nach dem II. Vatikanum bis in unsere Tage hinein. Dabei werden unter anderem Texte des Lehramtes zum Thema Mission in den Blick genommen und die Ergebnisse einer empirischen Studie über das Missionsverständnis von Menschen aus aller Welt vorgestellt. Zugleich werden die aktuellen Themen der Mission im weltkirchlichen Kontext beleuchtet, nämlich Mission und Gesundheit, Mission und Bildung, Mission und Migration, Theologie interkulturell sowie neue evangelikale Bewegungen weltweit.

  • ehem. wissenschaftliche Mitarbeiterin – Forschungsprojekt „Integraler Missionsbegriff“
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In den letzten Jahren hat sich in der deutschen Öffentlichkeit das Bild einer katholischen Kirche manifestiert, die einer Erneuerung und Umkehr bedarf. Das Aufdecken eines vielschichtigen und erschütternden Machtmissbrauchs in zahlreichen Bistümern führte in eine tiefe Glaubwürdigkeitskrise...
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